zum Hauptinhalt

Berlin: Mütze tragen ist für Polizisten auch bei 36 Grad Hitze Pflicht

Dreißig Grad im Schatten: Während die Berliner im Schwimmbad oder im Kleingarten Kühle suchen und die Touristen in den Straßencafés sitzen, müssen andere arbeiten: Polizisten, Busfahrer, Krankenschwestern oder Straßenverkäufer standen gestern stundenlang in der Sonne. Trotzdem: Der Sommertag machte den meisten gute Laune.

Dreißig Grad im Schatten: Während die Berliner im Schwimmbad oder im Kleingarten Kühle suchen und die Touristen in den Straßencafés sitzen, müssen andere arbeiten: Polizisten, Busfahrer, Krankenschwestern oder Straßenverkäufer standen gestern stundenlang in der Sonne. Trotzdem: Der Sommertag machte den meisten gute Laune. Das galt selbst für die schwitzenden Bundeswehrsoldaten, die beim Seifenkistenrennen anpackten. "Hauptsache", sagt einer, "den Kindern macht es Spaß."

Den beiden Portiers vor dem Adlon macht die Hitze nichts aus. "Meistens ist hier doch ein kühler Luftzug", sagt Nedzad Mumikovic, der aus Bosnien kommt. Sein Kollege Joseph Nyarko aus Ghana ergänzt: "Besser als im kalten Winter." Die Meile Unter den Linden zwischen Adlon und Schloßplatz ist voller Touristen. "Noch zehn Kilometer gehe ich aber nicht", sagt eine Frau genervt zu ihrem Begleiter. Vor der Humboldtuniversität stehen Buch- und Schmuckverkäufer. Eine junge Frau stöhnt über die Wärme: "Ich komme immer erst spät am Nachmittag, und am Abend geht es dann wieder." An der Ecke zur Friedrichstraße steht Thomas Gareis und verkauft Stadtrundfahrten. Die Hitze störe ihn nicht. "Dann nimmt man wenigstens ab." Außerdem hat er sich einen Sonnenschirm von der Konkurrenz ausgeliehen, dafür schicke er denen Kunden, die nur französisch könnten.

Härter getroffen hat es eine Gruppe junger Bundeswehrsoldaten vom Ersten Jägerbataillon aus Kladow. Sie hieven beim Seifenkistenrennen am Mehringdamm in Kreuzberg die Fahrzeuge der Kinder auf eine Rampe, stundenlang. An diesem Tag sind sie seit sechs Uhr morgens hier. Sie tragen lange Hosen und T-Shirts und darüber langärmelige Uniformjacken, die sie nicht ausziehen dürfen. "Aber wir sind freiwillig hier", versichert einer. Weitere Fragen bitte an den Oberleutnant, der habe Zeit.

Besser hatten es die Berliner mit freiem Wochenende. Aus dem Strandbad Wannsee hieß es gestern: "Wir sind sehr voll heute. Das ist ein Spitzentag." An die 10 000 Badegäste suchten dort Erfrischung in den mehr oder weniger kühlen Fluten. Auch das Strandbad Grünau und die Freibäder meldeten sehr guten Besuch.

Keine Probleme gab es nach Angaben der Leitstelle bei der BVG. Die Hitzeperiode sei bisher sehr kurz gewesen, sagte eine Mitarbeiterin. Ihren besonderen Service für Busfahrer hatte die BVG schon seit längerem aufgegeben - das Servieren von Tee durch Mitarbeiter an der Strecke. Nach Angaben von BVG-Sprecher Klaus Wazlak gibt es in den neueren Fahrzeugen kleine Kühlschränke für Erfrischungsgetränke. Fahrgäste dagegen müssen in den Bussen häufig schwitzen. Eine Klimaanlage haben ebenfalls nur die neueren Typen. Besondere Probleme hatte die S-Bahn vor zwei Jahren mit ihren neuen Zügen. Weil keine Klappfenster vorgesehen waren, wurde aus den Zügen eine Saunabahn. Sie mußten bei großer Hitze sogar aus dem Verkehr gezogen werden. Die S-Bahn ließ daraufhin nachträglich Klappfenster einbauen. U-Bahn-Fahrer verschaffen sich meist etwas Luft, indem sie die Fahrertür offenlassen.

Für Polizisten sind auch bei sommerlich-warmer Witterung keine besonderen Vergünstigungen vorgesehen. Allerdings wurden die Beamten, die am Wochenende beispielsweise an der Straße des 17. Juni beim AvD-Fest eingesetzt waren, von ihrer Direktion mit kalten Getränken versorgt. Aber das ist keine Selbstverständlichkeit: "Normal bei solchem Wetter ist, daß sich der Beamte, der Durst hat, etwas zu Trinken besorgt", sagte ein Beamter. Vor der amerikanische Botschaft an der Neustädtischen Kirchstraße stehen ebenfalls drei Polizisten. "Das geht schon, wir können uns in den Schatten stellen", meint einer der drei. "Kurze Hosen dürfen wir allerdings nicht tragen."

Ansonsten gibt es bei der Bekleidung nur wenige Dienstvorschriften: "Früher wurde angeordnet "Jetzt ist Sommer" oder "Jetzt ist Winter". Entsprechend mußte die jeweilige Uniform angezogen werden", sagte der Beamte. Heute gibt es nur noch Uniformteile, die miteinander kombiniert werden können. Sollte es einem Beamten zu warm sein, darf er das kurzärmelige Sommerhemd anziehen. Sein Kollege darf dagegen durchaus das Hemd mit langen Armen tragen, zu dem dann aber unbedingt die Krawatte gehört. Eine Mütze müssen jedoch beide tragen, die ist auf jeden Fall vorgeschrieben. Immerhin werden bei hohen Temperaturen die Einsatzzeiten für Beamte auf Streife, im Objektschutz oder auch Verkehrsposten reduziert: "Sie werden nach einer Stunde abgelöst statt nach zwei Stunden."

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false