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Der Angeklagte K. arbeitete zuvor selbst als Anwalt am Kriminalgericht Moabit.

© dpa

Mutmaßliche Opfer waren zehn bis 16 Jahre alt: Judotrainer in Tegel soll sieben Jungen missbraucht haben

Ein 42-Jähriger soll über Jahre hinweg seine Schüler im Sportverein sexuell missbraucht haben. Zu Prozessbeginn schweigt er.

Als Trainer hatte er einen guten Ruf und konnte mit seinem Judoverein Siege verbuchen – auch bei internationalen Wettkämpfen. Sieben seiner Schützlinge aber haben schwere Vorwürfe gegen Martin K. erhoben.

Über Jahre hinweg soll er Kinder und Jugendliche missbraucht haben. 32 mutmaßliche Übergriffe werden ihm vorgeworfen. Zu Prozessbeginn am Dienstag schwieg K.

Dem 42-Jährigen ist das Moabiter Kriminalgericht nicht fremd. Er ist Rechtsanwalt und verteidigte auch in Strafprozessen. Nun wurde K. aus der Untersuchungshaft in den Saal geführt. Eine Atemschutzmaske hatte der Jurist angelegt und saß hinter einer Glasscheibe. Zwei Anwälte vertreten ihn und sieben Anwälte die jungen Nebenkläger.

Judo – das bedeutet so viel wie „der sanfte Weg“. Eine Sportart, die sich auch als Philosophie zur Persönlichkeitsentwicklung sieht. K. war lange im Judosport aktiv.

K. sei für viele Jungen eine Vaterfigur gewesen

Vor rund 13 Jahren soll er in Tegel sogar einen Verein gegründet haben. Dort werde ein „hoch individualisiertes Training“ angeboten, sagte er einmal. Bis zu seinem Ausschluss im Dezember 2019 sei er Vorstandsvorsitzender gewesen.

Doch unentdeckt soll es von 2006 bis Anfang 2019 zu schweren Straftaten gekommen sein. Für viele Jungen sei K. eine Art Vaterfigur gewesen. „Der Angeklagte nutzte das Vertrauensverhältnis dazu aus, sexuelle Handlungen vorzunehmen“, heißt es in der Anklage.

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Die Geschädigten seien zehn bis 16 Jahre alt gewesen. Tatorte seien Sporthallen, die Wohnung des Angeklagten, sein Ferienhaus sowie Unterkünfte bei Turnierreisen auch im Ausland gewesen.

Bei Weigerung habe er mit Rauswurf gedroht

Er soll mit Druck und mit schmerzhaften körperlichen Züchtigungen vorgegangen sein, um sexuelle Handlungen zu erzwingen. So habe er im Falle einer Weigerung mit Rauswurf aus dem Verein gedroht. Er habe „die Duldung sexueller Übergriffe als Loyalitätsbekundungen abverlangt“, sagt die Anklage.

K. soll Schützlinge auch unter dem Vorwand der Sanktionierung schlechter sportlicher oder auch schulischer Leistungen missbraucht haben. Es sei etwa zu Schlägen mit der Hand auf das Gesäß gekommen – „in der Absicht, sich sexuell zu erregen.“

Im vergangenen November wurde der Trainer und Jurist festgenommen. Angaben eines Jungen hatten zu Ermittlungen gegen ihn geführt. Zunächst ging die Staatsanwaltschaft von 23 mutmaßlichen Taten aus.

Weitere Vorwürfe und eine zweite Anklage

Einen Monat nach der ersten Verhaftung wurde K. von weiterer Untersuchungshaft verschont. Ende März aber musste er zurück ins Gefängnis – es gab weitere Vorwürfe und eine zweite Anklage. Einer der Verteidiger erklärte nun, sein Mandant werde sich „zunächst durch Schweigen verteidigen“. Es sind 17 weitere Prozesstage bis Anfang Juli vorgesehen.

In einem anderen Verfahren wegen Kindesmissbrauchs in einem Verein könnte es am Freitag eine Erklärung des Angeklagten geben. Dem früheren Jugendwart in einem Angelverein werden 354 Fälle zur Last gelegt.

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