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Generalbundesanwalt Peter Frank, BKA-Chef Holger Münch, Berlins Generalstaatsanwalt Ralf Rother und Berlins Polizeipräsident Klaus Kandt (von rechts nach links) bei der Pressekonferenz zum Anschlag.

© Jörg Carstensen/dpa

Nach Anschlag auf dem Breitscheidplatz: BKA-Präsident warnt vor Nachahmertaten

Generalbundesanwalt, BKA-Präsident und Berlins Polizeipräsident haben gemeinsam zum Stand der Ermittlungen informiert. Lesen Sie hier den aktuellen Überblick.

Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz haben Generalbundesanwalt Dr. Peter Frank, der Präsident des Bundeskriminalamts Holger Münch sowie Berlins Polizeipräsident Klaus Kandt über den Stand der Ermittlungen zum Terroranschlag am Breitscheidplatz informiert. Münch warnte dabei vor Nachahmertaten: Nach Ereignissen wie diesem gebe es ein erhöhtes Risiko, dass weitere potentielle Attentäter einen endgültigen Tatbeschluss fassen. Zur Frage, ob nun damit zu rechnen sei, dass ein Bewaffneter unterwegs sei, sagte er, die Behörden seien "natürlich hoch alarmiert".

Berlins Polizeipräsident Kandt sagte allerdings auch, die Weihnachtsmärkte könnten nicht zu Burgen ausgebaut werden. Außerdem gebe es in der Stadt eine nahezu unbegrenzte Anzahl sogenannter weicher Ziele. "Das Risiko ist Realität geworden", sagte Kandt.

Generalbundesanwalt Frank sagte, der polnische Lkw-Fahrer, sei in der Kabine erschossen worden. Sein Leichnam werde nun obduziert. Derzeit gebe es kein Bekennervideo und keine anderen gesicherten Erkenntnisse zu den Hintergründen der Tat, deshalb könne es in dieser Hinsicht noch keine endgültigen Aussagen geben. Es ist noch unklar, ob es sich um einen oder mehrere Täter handelt, ob es Unterstützer gab - und ob der Festgenommene überhaupt am Geschehen beteiligt war. "Wir müssen uns eventuell mit dem Gedanken vertraut machen, dass der Festgenommene, ein Pakistaner, nicht zur Tätergruppe gehört", sagte Münch.

Kandt sagte, der Fahrer sei vom Lkw aus verfolgt worden, der Beginn des Fluchtweges sei bekannt. Dann sei eine Person festgenommen worden, auf die die Beschreibung passte, es gebe aber keinen lückenlosen Zusammenhang zwischen der Beobachtung zu Beginn und der Festnahme. Gegen den Verdächtigen werde nun versucht, einen Indizienbeweis aufgrund der Spurenlage zu führen. "Eine erhöhte Aufmerksamkeit ist geboten" - nicht nur bei der Bevölkerung, sondern auch bei der Polizei. Bis Silvester werde rund um die Uhr ein Einsatzleiter speziell für diese Situation im Dienst sein, auch sei die Polizei derzeit mit mehr Beamten als gewöhnlich in der Stadt unterwegs. Doch da derzeit versucht werde, den Tatverdacht gegen den Verdächtigen zu erhärten, gebe es noch keine Großfahndung nach einem möglichen Flüchtigen. In diesem Zusammenhang stand auch die Razzia in den Tempelhofer Flughafenhangars in der Nacht: Dabei wurde der persönliche Bereich des Verdächtigen durchsucht, in der Hoffnung auf Hinweise, die den Tatverdacht erhärten. Der Verdächtige sei im Bereich der Allgemeinen Kriminalität der Polizei schon einmal aufgefallen, aber nicht im Zusammenhang mit einem extremistischen Hintergrund.

Klar ist bisher die Identität von sechs der Opfer. Sie sind alle deutsche Staatsangehörige, mehr ist über sie noch nicht bekannt. Ermittelt wird unter anderem wegen mehrfachen Mordes und versuchten Mordes, die Terrorismus-Abteilung der Generalbundesanwaltschaft ist zuständig.

Klaus Kandt wies, ebenso wie Münch und Frank, daraufhin, die Gefährdungslage habe sich nicht geändert - sondern das seit langem bestehende Risiko habe sich nun realisiert. Frank warnte davor, die freie Gesellschaft aufzugeben, denn dann hätte der Terrorismus sein Ziel erreicht. Münch sagte, auch vorher schon habe der islamistische Terrorismus die Sicherheitslage in Deutschland geprägt - auch wenn, wie betont wurde, die Hintergründe der Tat noch nicht feststehen.

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