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Berliner S-Bahn

© Carsten Koall/dpa

Update

Nach Attacke in Berliner S-Bahn: Angeklagter bestreitet versuchten Stoß aus fahrendem Zug

Im August soll ein Mann fast aus einem fahrenden Zug der Linie S1 geschubst worden sein – nun muss sich ein 31-Jähriger wegen versuchten Mordes verantworten.

Der Schläger aus der Linie S1 saß angespannt auf der Anklagebank, als ihm das Opfer rund neun Monate nach der Gewalttat gegenübersaß.

„Im Würgen versuchte er mich aus der Bahn zu schieben“, schilderte der 61-Jährige als erster Zeuge. Er habe an einer per Knopfdruck entriegelten Tür gestanden. „Ich spürte den Fahrtwind, ich sah ins Gleisbett, hatte Todesangst“, sagte der 61-Jährige. Sein 83 Jahre Freund habe ihn gerettet. Sebastian V., ein 31-jähriger Bauhelfer aus dem Landkreis Oberhavel, soll den 61-jährigen Rentner grundlos angegriffen und versucht haben, ihn aus der S-Bahn zu drängen. Auf versuchten Mord lautet die Anklage.

V. gab am Dienstag vor dem Landgericht Faustschläge zu, doch er habe nicht mitbekommen, dass sich Tür geöffnet hatte. „Er wollte den Mann nicht aus der Bahn schieben“, erklärte der Verteidiger. Es war 15.20 Uhr, als V. am 19. August 2021 mit seiner Hündin und einer Freundin unterwegs war. Sie hatten schon am Vormittag Prosecco getrunken. In der S-Bahn habe V. seine Beine in den Gang gestreckt – „um den Hund zu schützen“.

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Der 61-Jährige, der sich im Waggon mit einem befreundeten Ehepaar treffen wollte, musste über die Blockade steigen. Nach Erinnerung von V. sei es möglicherweise zu einer Berührung mit dem Tier gekommen, so der Anwalt. Ein kurzer Wortwechsel, V. habe sich „von oben herab“ behandelt gefühlt, sei wütend geworden.

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Mehrere Faustschläge – „immer gegen den Kopf und die Herzgegend“, schilderte nun der attackierte Rentner. „Ich wollte aus der Situation, flüchtete zur Tür.“

Der herzkranke 61-Jährige wollte die Notbremse ziehen, drückte versehentlich den Knopf für die Notentriegelung der Tür. Da habe der Täter erneut angegriffen, ihn am Hals gepackt. „Er versuchte mich hinauszuschieben, ich bekam noch eine Trennscheibe zu fassen.“

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Die Bahn war recht gut besucht. „Keiner ist zu Hilfe gekommen, nur mein Freund mit Mitte 80“, schilderte das Opfer. Der 83-Jährige habe sich auf den Angreifer gestürzt.
Der Angriff hinterließ psychische Folgen beim Opfer, die bis heute erheblich sind. Fortsetzung des Prozesses: 17. Mai.

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