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Berlin: Nach dem Absturz in Neukölln: Privatpiloten üben zu selten

Peter Runge, der mit seiner Ehefrau Gisela in einer Beechcraft beim Anflug auf Tempelhof abstürzte, galt als erfahrener und besonnener Pilot. Dennoch hat der Crash mitten im Wohngebiet die Diskussion um die Sicherheit der Sportfliegerei und um den Ausbildungsstand der Hobbypiloten erneut entfacht.

Peter Runge, der mit seiner Ehefrau Gisela in einer Beechcraft beim Anflug auf Tempelhof abstürzte, galt als erfahrener und besonnener Pilot. Dennoch hat der Crash mitten im Wohngebiet die Diskussion um die Sicherheit der Sportfliegerei und um den Ausbildungsstand der Hobbypiloten erneut entfacht. Die Forderung, den Zentralflughafen jetzt für einmotorige Flugzeuge zu sperren, hält Jens Eisenreich, Flugsicherungs-Inspektor beim Deutschen Aero Club, für überzogen. "Dann müsste man auch kilometerlange Autobahnabschnitte schließen".

Berufspiloten müssen einmal im Jahr im Simulator beweisen, dass sie auch extreme Notsituationen beherrschen. Wer dagegen einmal die Privatpilotenlizenz in der Tasche hat, darf auch noch 20 oder 30 Jahre später an den Start gehen, ohne jemals wieder für den Notfall trainiert zu haben.

Zum Ausbildungsprogramm gehört die Reaktion auf einen Triebwerksausfall. Der Fluglehrer stellt den Motor ab, der Schüler muss die nächste Wiese finden und innerhalb der ersten 150 Meter landen. Trainiert wird nicht nur am Platz. Mindestens fünfmal wird die so genannte "Ziellandung" auch außerhalb geübt, sagt Willi Helm, Inhaber einer Pilotenschule. Kurz vor dem Aufsetzten wird dann wieder Gas gegeben und durchgestartet. In der Prüfung für die Privatpilotenlizenz (PPL) muss der Schüler das Gelernte unter Beweis stellen.

Danach müssen Privatpiloten nur alle zwei Jahre vom Fliegerarzt ihre körperliche Fitness bescheinigen lassen. Um die Lizenz zu behalten, genügt daneben der Nachweis von mindestens 24 Flugstunden binnen zwei Jahren. Viel zu wenig, meint der Deutsche Aero Club. "Wer 20 Jahre lang sonntags zum Kaffeeflug startet, kann plötzlich mit Problemen konfrontiert werden, denen er nicht gewachsen ist", sagt Jens Eisenreich.

Von den Piloten, die bei ihm regelmäßig eine Maschine chartern, erwartet Willi Helm deshalb jährlich zum Saisonbeginn die Teilnahme an einem Übungsflug. Auch Neukunden müssen erst einmal mit einem Fluglehrer starten. Verantwortungsvolle Piloten nutzen diese Angebote, die Nachfrage übersteigt die angebotenen Plätze. Doch all diese Initiativen erfolgen auf freiwilliger Basis.

"Wir halten das in keinem Fall für ausreichend", so Jens Eisenreich. Im Zuge der Vereinheitlichung der europäischen Luftfahrtgesetze soll Anfang nächsten Jahres auch hier zu Lande Vorschrift werden, was in den USA schon seit Jahrzehnten gilt: Ein jährlicher Checkflug wird zur Pflicht.

Rainer W. During

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