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Während des Shutdowns wurden die Sportplätze gesperrt – dafür entdeckten einige Berliner das Laufen für sich.

© Christoph Soeder/dpa

Nach dem Corona-Shutdown: So läuft der Freizeitsport in Berlin wieder an

Die Bezirke öffnen nach und nach ihre Außenanlagen, doch der Sportbetrieb bleibt stark beschränkt. Was aktuell wo geht – und welche Athleten noch warten müssen.

Gerade sieht man in Berlin so viele Jogger wie nie: In Zeiten, in denen die Sporthallen zu, aber die Berliner zugleich gefordert sind, sich fit zu halten, treiben alle da Sport, wo es geht.

Jetzt öffnen aber auch die Bezirke peu à peu wieder ihre Außenanlagen – allerdings darf man dort nur nach den Corona-Regeln aktiv sein.

Der Sportbetrieb ist in vielerlei Hinsicht noch stark eingeschränkt, auch die Mitglieder der Berliner Fußballvereine sehnen sich danach, endlich wieder im Team zu kicken.

Hier und da können die Berliner jetzt wieder auf wiedereröffneten Sportplätzen individuell Dehnübungen und Konditionstraining machen: In Neukölln geht es zum Beispiel ab diesem Montag auf drei Sportanlagen wieder los.

Dort soll das „kontaktlose Sporttreiben im Freien unter bestimmten Voraussetzungen“ ermöglicht werden, teilte der Bezirk mit. Gestattet sind dann sportliche Aktivitäten allein, mit Angehörigen des eigenen Haushalts oder mit einer anderen Person – aber nur bei anderthalb Metern Abstand.

[Alle aktuellen Entwicklungen in Folge der Coronavirus-Pandemie finden Sie hier in unserem Newsblog. Über die Entwicklungen speziell in Berlin halten wir Sie an dieser Stelle auf dem Laufenden.]

Geöffnet werden die Sportanlage am Maybachufer in der Pflügerstraße 46, weiter südlich im Bezirk das Stadion Britz Süd am Buckower Damm 13–15. Und außerdem kann man wieder im „degewo-Stadion“ an der Lipschitzallee 29 auf der Bahn laufen.

„Damit schaffen wir zusätzliche Möglichkeiten für alle Neuköllnerinnen und Neuköllner, sich an der frischen Luft zu bewegen und fit und gesund zu bleiben“, sagt Sport-Bezirksstadträtin Karin Korte. Ball- und Teamsport sowie Aktivitäten von Trainingsgruppen und Picknicks blieben aber weiter unzulässig.

Die kontaktarme Sportart Tennis sei unter Auflagen gestattet. Gastronomie, Duschen und WCs bleiben weiter zu. Auch die Außen-Turngeräte dürfen weiterhin nicht genutzt werden.

Im Sport kehrt vereinzelt der Alltag zurück

Im Osten der Stadt – beim Tennisclub Berolina Biesdorf schlagen die Spieler bereits seit vergangener Woche Mittwoch wieder auf. „Es freuen sich alle, dass sie wieder spielen können“, sagt der Präsident Lutz Seele. Allerdings seien momentan nur Einzel erlaubt. Auf der kleinen Anlage mit drei Plätzen können deshalb derzeit nur sechs Spieler gleichzeitig aktiv sein. Vor der Coronavirus-Pandemie standen nach Feierabend eigentlich immer zwölf Sportler auf den Plätzen, berichtet Seele. Und auf den Tribünen guckten immer noch ein paar Vereinsmitglieder zu. „Die Geselligkeit war uns stets wichtig“, sagt Seele. Aber Grüppchenbildung geht nun natürlich nicht.

Auch auf den Fußballplätzen rollt der Ball noch nicht ganz alltagsgemäß (Foto aufgenommen am 17. März 2020).
Auch auf den Fußballplätzen rollt der Ball noch nicht ganz alltagsgemäß (Foto aufgenommen am 17. März 2020).

© Kitty Kleist-Heinrich

Die Erleichterung überwiegt, die Leute verhielten sich dabei sehr diszipliniert. Niemand blockiere den Platz momentan für mehrere Stunden, sagt Seele. Und viele spielten dank Homeoffice schon am Vormittag. „So können möglichst viele den Platz nutzen.“

Die Einhaltung der Abstandsregeln kontrollieren dabei die Trainer und Trainerinnen der Tennisschule und die Mannschaftskapitäne. „Wir wollen auf keinen Fall, dass der Verein wieder geschlossen wird“, sagt Seele. Der Handschlag am Netz falle deshalb aus.

Öffnung der Sportstätten „riskant und ambivalent“

In Lichtenberg erklärten Bezirksbürgermeister Michael Grunst (Die Linke) und Bezirksstadtrat Martin Schaefer (CDU), die Entscheidung, wieder zu öffnen, sei „riskant und ambivalent“. Doch der Druck auf die Eltern sei ebenso hoch. Wenn jetzt etwas schiefgehe: Die Platzwarte übten das Hausrecht aus und könnten bei Nichteinhaltung der Regeln die Sportanlage schließen.

Alleine ja, oder zu zweit mit Abstand – aber nicht im Team: Die Fußballvereine müssen sich auch weiter in Geduld üben. Training in Kleingruppen wie bei den Profis? – für die Amateure ist das kein Modell. „Kontaktloser Fußball ist doch Pillepalle“, sagt Thomas Loest, der Vorsitzende von Eintracht Mahlsdorf.

Fußball sei nun mal ein Rauf-Sport, der von Zweikämpfen lebe. Die erste Herrenmannschaft von Mahlsdorf, die in der sechstklassigen Berlin-Liga zur Spitzengruppe gehört, trainiert deshalb ebenso wie alle anderen Eintracht-Teams weiterhin nicht zusammen auf dem Rasen.

Sportler bekommen Aufgaben

Auch Ligarivale Fortuna Biesdorf hält sich ohne Ball fit. „Die Jungs haben Aufgaben bekommen“, sagt Trainer Thoralf Dominok. Sie gingen joggen für die Ausdauer, machten Intervall-Läufe für die Spritzigkeit und Stabilitätsübungen. Ob die Spieler das alles auch wirklich durchführen, kontrolliert der Trainer allerdings nicht.

Im Amateurbereich bleibe das letztlich freiwillig, sagt er. Dominok freut sich besonders über die Eigeninitiative seiner Mannschaft. „Die motivieren sich mit Challenges in unseren Gruppenchats gegenseitig.“ Eigentlich erklärt sich der Trainingseifer allerdings von selbst. Denn in der sechsten Liga wird bereits sehr ambitioniert und gegen ordentliche Prämien Fußball gespielt.

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Der Schöneberger FC Internationale Berlin 1980 e. V. bittet seine Freizeitkicker weiter um Geduld. „Nur als Solidargemeinschaft können wir den Verein durch die Krise führen. Uns schmerzt es wie euch, dass wir nicht gegen den Ball treten können, schließlich spielen fast alle Vorstandsmitglieder auch selbst noch aktiv oder sind aktive Fans“, schreibt der Vorstand an die Mitglieder.

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„Egal welches Szenario eintreten wird, es wird immer Leute geben, denen das nicht passen wird. Es gibt sogar schon Vereine, die juristische Prüfungen in Auftrag geben wollen. Wir gehören nicht dazu. Denn bei aller Kritik am DFB und seinen Landesverbänden – wir wollen uns solidarisch zeigen.“ Mitglieder mögen bitte nicht austreten und zunächst für sich fit bleiben.

Spiele vor der Sommerpause unwahrscheinlich

Wie die angebrochene Saison im Amateurfußball weitergespielt wird, ist noch unklar. Es gilt als unwahrscheinlich, dass noch vor den Sommerferien wieder Spiele stattfinden. Deshalb diskutiert der Berliner Fußball-Verband (BFV) momentan vor allem zwei Szenarien.

Am liebsten würde der Verband die verbleibenden Partien von Mitte August bis Ende September spielen lassen. Doch dieser Plan könnte durch eine zweite Infektionswelle durchkreuzt werden. In diesem Fall soll die Saison abgebrochen werden, und die aktuelle Tabelle eingefroren werden.

Der Berliner Wassersport musste in diesem Jahr ohne große Ansegelfeier in die Saison starten.
Der Berliner Wassersport musste in diesem Jahr ohne große Ansegelfeier in die Saison starten.

© Kay Nietfeld/dpa

Finanzielle Probleme haben die Fußball-Amateurclubs eher nicht. Zwar fehlten die Zuschauereinnahmen aus dem Spielbetrieb, aber die Mannschaft erhalte momentan ja auch keine Spielprämien, sagt der Vorsitzende von Eintracht Mahlsdorf, Thomas Loest. Der Verein könne allerdings irgendwann doch in Schwierigkeiten geraten. Etwa wenn im August nach fünf Monaten immer noch kein Fußball gespielt werden kann. „Aber dann haben wir in Deutschland noch ganz andere Sorgen“, sagt Loest.

Kindern fehlt der Sport am meisten

Besonders schwierig ist die Situation für die Kinder und Jugendlichen im Verein. „Kinder wollen sich bewegen, Spielen, Freunde treffen“, sagt Loest. Aber man müsse die Situation akzeptieren. Das größte Problem sei die Ungewissheit. „Wir wissen ja nicht, wann es weitergeht.“

Der Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband Berlin e. V. (BSB) hofft ebensowie der Deutsche Behindertensportverband, dass nun bald ärztlich verordneter Rehabilitationssport unter Beachtung von Schutzmaßnahmen wiederaufgenommen werden kann.

Wassersport ohne große Ansegelfeier

Auf dem Wasser ist in dieser Saison auch alles ganz anders. Die Berliner Saisoneröffnung startet ohne Ansegelfeier. Das gab es so noch nie. „In vielen Vereinen stehen die Boote noch an Land“, schreibt der Berliner Segelverband. „Wir sind von einem geregelten Wassersportbetrieb noch lange Zeit weit entfernt, selbst wenn es gelingt, die Schiffe abzuslippen. Nach Abstimmung mit unserem Ehrenpräsidenten Winfried Wolf gilt die Segelsaison dennoch als eröffnet.“

Die große Ansegelfeier hätte eigentlich beim „Spandauer Yacht-Club“ um Vereinschef Christian Ahrendt stattfinden sollen. Manche Berliner schweifen in Gedanken auch sehnsüchtig ab gen Norden, gen Ostsee, wo ihr Boot ist, an das sie jetzt nicht herankommen. Doch immerhin, die erste Regatta fand trotz Coronakrise statt – wenn auch nur digital am Bildschirm: der eSailingCup.

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