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Nach dem Überfall: Pokerräuber halten weiter dicht

Die vier Pokerräuber plaudern, doch nicht alle Fragen werden beantwortet. Angeblich werden die Angeklagten von Hintermännern eingeschüchtert.

„Wo ist die Kohle geblieben?“, fragte der Vorsitzende Richter. Die Verteidiger greifen ein, versichern: Die Angeklagten hätten „keine Möglichkeit, an die Tatbeute zu kommen – aus Gründen, die wir nicht darlegen können“. Äußerst spärlich bleiben auch Angaben zu den eventuellen Hintermännern. Indes ging bei Gericht eine anonyme E-Mail ein. Die „Jungs“ seien eingeschüchtert, hieß es darin.

Vedat S., Ahmad El-A., Jihad C. und Mustafa U. hatten am 6. März das Pokerturnier im Hotel Hyatt am Potsdamer Platz überfallen. Schreiend stürmten sie Richtung Tresor – vor Überwachungskamera und hunderten Zeugen. Vedat S. nannte in Vernehmungen den Namen des 29-jährigen Onkels von Jihad C. Ermittler nehmen an, dass Ibrahim El-M. das Quartett instruierte. Als weiterer Drahtzieher gilt Mohammed Abou-C., ein 31-jähriger Deutsch-Araber. Er soll an dem Turnier teilgenommen und per Handy das Signal zum Losschlagen gegeben haben.

Nur der Angeklagte Mustafa U. erwähnte im Prozess „Ibo“. Nun verlas Richter Helmut Schweckendieck die anonyme E-Mail. Es sei „hundertprozentig“ so, dass „Ibo“ und „Momo“ die Drahtzieher seien. Doch die „Jungs“, mit denen offensichtlich die vier Pokerräuber im Alter zwischen 19 und 21 Jahren gemeint sind, würden sich „nicht trauen“, darüber etwas vor Gericht zu sagen. Kommentiert wurde die Mitteilung nicht.

Zuvor hatte mit Ahmad El-A. auch der vierte Angeklagte ein Geständnis abgelegt. Eine Million Euro habe man „ziehen“ wollen. Er habe eine Machete bekommen und im Hotel auch geschwungen, aber niemanden geschlagen oder verletzt. Ihm sei „mulmig“ gewesen. Doch er und die anderen hätten sich „im Kiez nicht blamieren“ wollen. In früheren Aussagen fiel der Name von El-M., nun sprach er von einer Person „U 2“.

Die vier vorbestraften Räuber konnten mit 242 000 Euro fliehen. Die Beute teilten sie. 40 000 Euro bekam laut Anklage jeder der Angeklagten. Doch bis auf 4000 Euro ist die Beute bis heute verschwunden. Die vier Hitzköpfe hatten viele Spuren hinterlassen. Zwei Wochen später saßen sie in Untersuchungshaft. Das Gefängnis nimmt zumindest Jihad C. leicht. „Es ist alles ganz locker und easy wie im Internat“, schrieb er in einem Brief, der beschlagnahmt wurde. Er prahlte: „Ich bin berühmt geworden, ein Pokerstar.“ Und er hofft: „Ich komme vielleicht auf Bewährung raus, das wäre so ein Jackpot“.

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