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Berlin: Nach Unfall geflohen 46-Jähriger wegen versuchten Mordes vor Gericht

Das Fahrrad räumte der betrunkene BMW-Fahrer noch aus dem Weg. Einen Menschen aber hat er angeblich nicht gesehen.

Das Fahrrad räumte der betrunkene BMW-Fahrer noch aus dem Weg. Einen Menschen aber hat er angeblich nicht gesehen. Michael K. floh vom Unfallort. „Ich weiß nicht, warum ich nicht geholfen habe“, schluchzte der 46-jährige Berufskraftfahrer aus Hellersdorf gestern vor Gericht. Hätte er sich um den Verletzten gekümmert, ginge es unter anderem um eine fahrlässige Körperverletzung. Die Flucht aber führte zur Anklage wegen versuchten Mordes.

Fassungslos über das, was er getan und dann nicht getan hat, rief K. in Richtung seiner Richter: „Später habe ich gehofft und gebetet, dass jemand geholfen hat.“ Als es am frühen Morgen des 16. Dezember letzten Jahres zum Unfall kam, habe er nur Panik gespürt, in dem Moment angeblich „gar nichts gedacht“. Dagegen geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass er den Radfahrer sehr wohl gesehen hatte. „Um seinen Führerschein nicht zu verlieren, nahm er den möglichen Tod des Radfahrers billigend in Kauf“, hieß es in der Anklage.

Michael K., damals Lkw-Fahrer, kam von einer Weihnachtsfeier. „Ich war betrunken“, gestand er im Prozess. Er soll mit Tempo 80 durch Prenzlauer Berg gerast sein. Auf der Michelangelostraße erfasste er einen 29-jährigen Radfahrer. „Ich habe einen Knall gehört, aber nichts wahrgenommen“, erklärte K. Als er ein Schleifgeräusch vernahm, habe er angehalten und sei ausgestiegen. „Das Rad lag vor dem Kühler“, sagte er. Über die völlig zersprungene Windschutzscheibe habe er nicht nachgedacht. „Ich kurbelte die Seitenscheibe runter, fuhr nach Hause.“

Um Stefan J., der lebensgefährlich verletzt auf der Straße lag, kümmerten sich kurz darauf Passanten. Er hatte Verletzungen am Kopf und am Bein erlitten, lag sieben Wochen im Krankenhaus. „Seit drei Wochen komme ich ohne Gehhilfen aus“, sagte er. Es gehe ihm besser, doch es sei nicht wie früher. Nach dem ersten Verhandlungstag sagte Stefan J., der Nebenkläger ist: „Ich glaube nicht, dass er mich nicht gesehen hat.“ Der Prozess wird am 2. Oktober fortgesetzt. K. G.

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