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Berlin: Nachhilfe im Uhr-Lesen

Landeselternsprecher fordert Schulen auf, unpünktliche Schüler stärker zu disziplinieren

Für Landeselternsprecher André Schindler ist unpünkliches Erscheinen zum Unterricht „ein Zeichen mangelnden Respektes gegenüber Schülern und Lehrern“. Es sei die Aufgabe der Pädagogen, wiederholte Verspätungen zu thematisieren, sagte Schindler gestern angesichts der Befunde im neuen PisaBericht. Dort war zu lesen, dass rund 1100 der 4500 getesteten Berliner Schüler in den zwei Wochen vor dem Pisa-Test mindestens einmal zu spät zum Unterricht erschienen sind.

Ein besonders großes Problem ist das Zuspätkommen in den Haupt- und Gesamtschulen. Dies spiegelt sich auch in den Pisa-Daten wieder: Jeder dritte Hauptschüler hat angegeben, dass er zu spät kam. Hier sind die Lehrer oftmals froh, wenn die Schüler überhaupt zum Unterricht erscheinen: Verspätungen gelten in manchen Schulen sogar als normal. Bei den Gymnasiasten kamen 21,2 Prozent zu spät, bei den Realschülern 16, bei den Gesamtschülern 29,1 Prozent.

Siegfried Arnz, Referent für die Hauptschulen in der Senatsverwaltung für Bildung, hält es für möglich, die Unpünktlichkeit zu bekämpfen. Da er selbst jahrelang eine Hauptschule leitete, hat er auch selbst Erfahrungen mit dem Thema. Laut Arnz kann man das Problem auf drei Ebenen bekämpfen: Erstens müssten die Lehrer selbst pünktlich kommen, zweitens dürfe der Unterricht nicht langweilig sein und drittens müssten zusammen mit den Schülern Regeln aufgestellt werden. „Die Schüler selbst sagen, dass Pünktlichkeit wichtig ist“, hat Arnz immer wieder festgestellt. Es falle ihnen nur schwer, diese Erkenntnis umzusetzen. Dabei helfen könne ein Versprechen an die Schulgemeinschaft, in dem sich die Schüler zu verschiedenen Verhaltensweisen wie etwa Pünktlichkeit verpflichten.

Außerdem fordert Arnz die Lehrer auf, das Zuspätkommen im Klassenbuch zu vermerken. Nur dann sei es möglich, es auch auf dem Zeugnis zu erwähnen. Viele Schulen machten von dieser Sanktion zu wenig Gebrauch.

Hiltrud Kagerer, die Leiterin der Kreuzberger Ferdinand-Freiligrath- Hauptschule setzt einen weiteren Akzent: „Ohne die Eltern geht gar nichts“, hat sie festgestellt. Es sei schwierig für Kinder, pünktlich aus dem Haus zu gehen, wenn die Eltern kein Vorbild seien. Dann sei das „ein Kampf für die Schulen“. Mitunter fängt ein Kollege alle verspäteten Schüler an der Tür ab und bringt sie zur Schulleiterin, um ihnen klar zu machen, dass ihr Verhalten nicht hingenommen wird. sve

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