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Berlin: Nachtigall, ick hör dir

Es sang eine Nacht… eine Nachti… ja Nachtigall am Sachsenplatz heute morgen. – Hast du in Berlin das je gehört?

Es sang eine Nacht… eine Nachti… ja Nachtigall am Sachsenplatz heute morgen. – Hast du in Berlin das je gehört? – Sie sang, so schien es mir, für mich, für Ringelnatz.“ Genau. Joachim Ringelnatz wohnte am Sachsenplatz 12. Prominente Nachbarn: Willi Forst, Paul Hindemith, Henny Porten, Anny Ondra, Max Schmeling. Das war einmal. Heute trägt die Oase an der Reichsstraße den Namen des Städtebauprofessors Ernst Brix, geblieben aber ist der liebliche Charakter des zwischen 1919 und 1922 vom Charlottenburger Stadtgartendirektor Erwin Barth entworfenen Volksparks. Der Natur- und Menschenfreund gestaltete rund um eine Kiesgrube ein natürliches Stück der näheren Brandenburger Heimat, er holte die Mark nach Berlin. Junge Paare kuscheln unter Kiefern, die Älteren genießen die Stille eines Sommermittags auf den Bänken, es ist schattig überall auf diesem Lehrpfad der Natur. Der hält jede lautstarke Darbietung menschlicher Euphorie von sich fern, hier gibt es keine Videowand, nicht mal ein Café. Nur das Gefühl, irgendwo in den Müggelbergen oder im Grunewald abgetaucht zu sein. Apropos: Die Enten unten im Teich bringen gerade ihren Kindern das Schwimmen, Schnattern und das ganze Köpfchen-in-das-Wasser bei, fern brummt ein Bus sein Lied der Zivilisation, fehlen nur noch frische Pfifferlinge oder klappernde Störche in dieser Idylle. Ein sorgsam gepflegter Botanischer Lehrgarten zeugt schließlich vom Bürgerstolz auf dieses Stückchen Mark in der Stadt.

Und am Ende gibt es dann doch den akustischen Beweis für die allgegenwärtige WM-Euphorie, vor der weder Baum noch Strauch ganz sicher sind. Jetzt haben die Frösche im Teich ihre große Zeit. Sie blasen sich auf, geben mächtig an und quaken, was die Backe hält. Und wer genau hinhört, versteht, was sie in die Gegend knarzen: Tuoor! Tuooor! Tuoooor!

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