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Berlin: Nächtlicher SEK-Einsatz gegen Zeltlager von Rechtsextremen

Polizei ermittelte seit Monaten gegen die „Kameradschaft Nordland“

Das Lager der Rechtsextremen war gut getarnt: vier Zelte in einem Waldstück bei Finowfurt im Landkreis Barnim, Abdeckplanen mit Tarnmuster, auch die Bewohner teilweise in Tarnkleidung, der Proviant in Munitionskisten verstaut. Seit Freitagabend hatte sich die Gruppe dort aufgehalten, dabei manche Flasche geleert, ein Lagerfeuer entzündet – bis in der Nacht zu Sonntag die Polizei zuschlug. Gegen drei Uhr, als das Feuer fast herunter gebrannt war, wurden zwei Leuchtraketen gezündet, dann stürmten die Beamten das Camp. Fast ausschließlich Berliner Kräfte waren daran beteiligt, darunter ein Spezialeinsatzkommando (SEK), ein Mobiles Einsatzkommando, die Spezialeinheit PMS (Politisch Motivierte Straßengewalt) und der Staatsschutz im Landeskriminalamt.

Die fünf anwesenden Rechtsextremen wurden vorläufig festgenommen, bei anschließenden Durchsuchungen in 15 Wohnungen, Geschäften und einem Lokal – überwiegend in Berlin – wurden zwei weitere Personen in Gewahrsam genommen. Die Männer sind zwischen 26 und 48 Jahre alt. Die Rechtsextremisten seien „einschlägig polizeibekannt“, unter anderem wegen Bandendiebstahls, Körperverletzung sowie Verstößen gegen das Betäubungsmittel und Waffengesetz.

Das Lager glich einer Müllhalde, hieß es bei den Einsatzkräften. Die Beamten fanden Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, Hieb-, Stich- und Gaswaffen. Bei den Wohnungsdurchsuchungen wurde auch ein Sprengkörper, möglicherweise eine Übungsgranate der Bundeswehr, sichergestellt.

Die Neonazis werden der „Kameradschaft Nordland“ zugerechnet. „Nordland“ hieß eine Division der Waffen-SS, nach Tagesspiegel-Informationen aus Sicherheitskreisen wird vermutet, dass sich die Kameradschaft daran orientiert. Seit mehreren Monaten werden gegen die Gruppe aufwändige Ermittlungen unter der Leitung der Berliner Staatsanwaltschaft geführt. Der Verdacht richtet sich auf die Bildung einer kriminellen Vereinigung. Zu den Festgenommen gehören der ehemalige Kroatien-Söldner B., der sich ein Jahr lang im jugoslawischen Bürgerkrieg verdingt hatte, sowie ein Mitglied der Rechtsextremen-Band „Spreegeschwader“. Zudem waren Personen darunter, die beim Prozeß gegen die Neonazi-Band „Landser“ im Publikum gesessen haben sollen. fan/tabu

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