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Berlin: Nahverkehr: Preiserhöhung kommt, Verwirrung bleibt

Ab 1. April wird es teurer und unübersichtlicher. Unterschiedliche Schülerkarten-Tarife bei S–Bahn und BVG. Sparen ist noch möglich

Am Donnerstag ändern sich die Preise für Fahrten mit Bahnen und Bussen. Aber nicht einheitlich. Viele Preise steigen, andere sinken oder bleiben unverändert. Auch die Regeln bei der Benutzung des Einzelfahrscheins werden neu gefasst. Noch ist für viele dabei nicht klar, was dann in Zukunft eine – unfreiwillige – Schwarzfahrt sein wird.

Sogar zwischen der BVG und der S-Bahn gibt es Preisunterschiede. Bei Schülerkarten, die am S-Bahn-Schalter für ein Jahr im Voraus gekauft worden sind und über den 1. April hinaus gelten, wird bei allen Kunden auf den vorgesehenen Zuschlag nun doch verzichtet. Die BVG dagegen zeigt sich nur bei den Kunden kulant, die bei ihr die Karten gekauft und sich beschwert haben. Auf die Mehreinnahmen von insgesamt 10 000 Euro will sie nicht freiwillig verzichten. Zunächst hatten beide Verkehrsunternehmen von den Jahreszahlern gefordert, die Differenz zu den neuen Preisen nachzuzahlen, was viele Kunden erbost hatte. Der Preis der Schülerkarte steigt von 24 auf 26 Euro pro Monat.

Intern wirft die BVG nun der S-Bahn vor, sie halte die gemeinsamen Tarifbestimmungen nicht ein. Die S-Bahn wiederum argumentiert, dass sich der Aufwand für die Nachzahlung oft nicht lohne. Bei der BVG, die ihren Führungskräften nach Ansicht des Rechnungshofes zum Teil weit überhöhte Gehälter zahlt, zählt bei den Einnahmen durch Kunden aber jeder Euro. Deshalb zeigt sie sich nur da kulant, wo sich jemand beschwerte. Ob das auch für Beschwerden gilt, die jetzt eintreffen, ließ die BVG offen.

Woanders ist sparen in letzter Minute auf jeden Fall noch möglich. Das betrifft etwa Senioren, die bislang ermäßigt fahren konnten, wenn sie von der Zahlpflicht bei Arzneien befreit waren. Sie können noch bis 31. März eine neue Jahreskarte zum Preis von 375 Euro für das Stadtgebiet (Tarif AB) kaufen, obwohl die Senioren-Karte vom 1. April an gestrichen wird. Danach müssen auch diese Rentner mit geringem Einkommen entweder die neue 10-Uhr-Karte kaufen, die 49,50 Euro im Monat kostet. Jahreskarten gibt es hierfür nicht. Oder wer vor 10 Uhr fahren will, muss die reguläre Jahreskarte AB kaufen – und 608 Euro zahlen; 62 Prozent mehr als bisher bei der Seniorenkarte.

Noch tiefer in die Tasche greifen müssen Bezieher von Arbeitslosenhilfe. Auch dieses Ticket, bisher für 23,50 Euro im Monat angeboten, entfällt. Hier ist jetzt kein Kauf mehr zu den alten Bedingungen möglich. Das Sozialticket zum Preis von 20,40 Euro ist bereits zu Jahresbeginn gestrichen worden.

Wenigstens zwei Wochen lang können auch Käufer von Einzelfahrscheinen, die bisher innerhalb von zwei Stunden eine Hin- und Rückfahrt gemacht haben, zu den alten Bedingungen fahren. Die Rückfahrt mit dem Einzelfahrschein ist ab April nicht mehr möglich. Wer sich aber im März noch Tickets auf Vorrat kauft, kann damit bis zum 14. April fahren – hin und zurück. Danach können nicht genutzte Karten umgetauscht werden. Wo eine Hinfahrt endet und die Rückfahrt beginnt, ist jedoch interpretationsfähig.

Bei Kontrollen werde es viele Auseinandersetzungen darüber geben, ist der neue Vorsitzende des Fahrgastverbandes IGEB, Christfried Tschepe, überzeugt. Im dichten Netz der Bahn- und Buslinien gibt es oft mehrere Möglichkeiten, sein Ziel zu erreichen. Wer umsteigefrei ans Ziel kommen will, ist oft länger unterwegs als beim direkten Weg, den die neuen Bestimmungen eigentlich vorschreiben. Hier wolle man aber großzügig sein, verspricht Hans-Werner Franz, der Chef des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB).

Verblüfft hatte hier zuletzt die S-Bahn. Denn nach ihren Angaben wird es auch bei den neuen Regelungen möglich sein, den S-Bahn-Ring fast zu umrunden. Wer zum Beispiel in Gesundbrunnen losfährt, darf über Ostkreuz und Westkreuz fast den gesamten Ring umkurven und muss erst spätestens in Wedding aussteigen – eine Station vor Gesundbrunnen. Auf direktem Weg wäre die Fahrt in entgegengesetzter Richtung dagegen an der nächsten Station – Wedding – zu Ende. Wer’s versteht, ist gut dran.

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