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Berlin: Naziattacke: Linke fahnden im Internet

Der chaotische Einsatz und die Geheimhaltung der Route bei dem missglückten Naziaufmarsch in Kreuzberg sorgt für Streit in der rot-roten Koalition. Wie berichtet, hatten am Sonnabend rund 120 Rechtsextremisten die Polizisten überrannt und Passanten sowie Sitzblockierer attackiert.

Der chaotische Einsatz und die Geheimhaltung der Route bei dem missglückten Naziaufmarsch in Kreuzberg sorgt für Streit in der rot-roten Koalition. Wie berichtet, hatten am Sonnabend rund 120 Rechtsextremisten die Polizisten überrannt und Passanten sowie Sitzblockierer attackiert. Dabei warfen sie auch so genannte „Polenböller“ in die Gruppe der Gegendemonstranten. Ein Polizist kam mit einem Knalltrauma ins Krankenhaus. Mit der Auswertung von Videoaufnahmen, versuchen die Ermittler derzeit die Täter zu identifizieren.

„Wir sind sehr enttäuscht, dass wir vor dem Aufmarsch nicht vom Innensenator informiert wurden“, sagte die innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Marion Seelig, am Dienstag. Im Verfassungsschutzausschuss und im Innenausschuss müssten die Geschehnisse und die Informationspolitik der Behörden detailliert geklärt und aufgearbeitet werden.

Im Internet haben inzwischen linke Gruppen Fotos des Angriffs veröffentlicht und neun der mutmaßlichen Täter namentlich identifiziert. Vier der Männer sind bekannte Kader aus der Berliner Szene, die zum Teil schon mehrfach wegen Körperverletzung verurteilt wurden. Die übrigen stammen aus anderen Bundesländern. Vier der Gewaltopfer hatten am Sonntag Anzeige wegen schwerer Körperverletzung erstattet.

Nach Tagesspiegel-Informationen wurde am Tag des Aufmarsches lediglich einer der mutmaßlichen Angreifer am Nachmittag in Rudow festgenommen. Vorgeworfen wird ihm bislang aber nicht der Übergriff, sondern, genau wie den übrigen 38 Festgenommenen, ein Verstoß gegen das Versammlungsgesetz. Während der Attacke selbst wurde kein Täter gefasst, obwohl auf Pressefotos zu sehen ist, wie Einsatzkräfte Angreifer festhalten und zurück in den rechten Aufmarsch schieben. Auch Wohnungsdurchsuchungen bei Tatverdächtigen hat es offensichtlich noch keine gegeben. Die Polizei wollte sich aus ermittlungstaktischen Gründen nicht näher äußern. Die Polizeivideos des Vorfalls seien aber inzwischen ausgewertet.

Am Sonntag hatte Innensenator Ehrhart Körting (SPD) umfangreiche „Ermittlungsverfahren gegen die rechtsextremistischen Gewalttäter“ angekündigt. jra

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