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Noel Martin in der Mitte, dahinter: sein Vertrauter Michael Ferguson, Chefpflegerin Kessa und Katrin Nikiforow von der Stiftung Großes Waisenhaus zu Potsdam im Haus von Noel Martin in Birmingham.

© privat

Neonazi-Opfer Noël Martin ist tot: Einer, der so viel bewegte

Er setzte sich für mehr Verständigung ein, gründete eine Stiftung, obwohl er selbst schwer an seinem Schicksal trug. Über einen, dessen Wille immer stärker war.

Von Sandra Dassler

Die Nachricht erschüttert viele Menschen: Noël Martin, jener liebenswerte und mutige britisch-jamaikanische Bauarbeiter, der nach einem rassistischen Anschlag vom Kopf abwärts querschnittsgelähmt war, ist tot. Er starb, wie sein Vertrauter Michael Ferguson dem Tagesspiegel bestätigte, am Dienstag in seiner Heimatstadt Birmingham.

Am Sonntag musste er wegen starker Schmerzen ins Krankenhaus, jetzt versagten seine inneren Organe. Dass sie so lange durchgehalten hatten, bezeichnete er selbst einmal als kleines Wunder. Immerhin war der 60-Jährige fast ein Vierteljahrhundert lang ein schwerer Pflegefall gewesen – mit starken Schmerzen und noch stärkeren körperlichen Einschränkungen.

Am 16. Juni 1996 hatten ein 17- und ein 24-jähriger Deutscher ihn und zwei schwarze Kollegen in Mahlow im Teltow-Fläming beschimpft und das Auto ihrer Opfer attackiert. Nachdem sie einen großen Feldstein in die hintere Seitenscheibe geworfen hatten, verlor Noël Martin die Kontrolle und prallte gegen einen Baum.

Seither saß er im Rollstuhl, konnte sich nicht bewegen und hat doch noch so viel bewegt. So gründete er gemeinsam mit seiner Frau, die zwei Tage nach ihrer Heirat an Krebs starb, die Jacqueline-und-Noel-Martin-Stiftung. Ihr Ziel war der Abbau von Vorurteilen durch den Austausch von Jugendlichen aus Birmingham und Mahlow. Er schrieb ein Buch und wollte eigentlich schon 2007 sterben. Aber sein Lebenswille war dann doch, trotz allem, immer wieder stärker. Bis heute.

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