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Netzwelt: Aufregung um Stalker-App

Eine Kontakt-App hat im Internet zu einer kontroversen Diskussion über den Missbrauch von privaten Daten geführt. Weil sich mit der Funktion Bewegungsprofile von Frauen und Männern erstellen lassen, schlagen Datenschützer Alarm.

Eine iPhone-App namens "Girls Around Me" ist am Wochenende besonders in englischsprachigen Medien heftig in die Kritik geraten. Die aus Russland stammende Applikation der Firma i-Free Innovations erlaubt Anwendern, sich auf einer Google-Karte die Standorte von Personen anzeigen zu lassen, die sich in der unmittelbaren Umgebung befinden. Zuvor müssen sich diese allerdings bei den Lokalisations- und Kommunikationsdiensten Foursquare oder Facebook angemeldet und der Veröffentlichung ihrer Standorte zugestimmt haben.

"Girls Around Me" ermöglicht es weiterhin, gefiltert nach Frauen oder Männern zu suchen. Der Name der App impliziert allerdings, dass vor allem männliche Nutzer angesprochen werden sollen. Einem Bericht der Website Cult of Mac zufolge ist die Applikation äußerst bedenklich. Mit ihrer Hilfe könnten etwa potentielle Stalker und Sexualstraftäter ein genaues Bewegungsprofil der mit Bild angezeigten Anwenderinnen von Foursquare erstellen und auf deren Facebook-Profile verwiesen werden. Nicht für fremde Zugriffe geschützte Profile wiederum ermöglichten den direkten Abruf weiterer persönlicher Angaben und Fotos.

Da das Sammeln und Verwerten öffentlich verfügbarer Standortangaben jedoch völlig legal ist, wird derzeit wieder verstärkt über den vermeintlich sorglosen Umgang mit privaten Daten im Internet debattiert. Während einerseits die Empörung über Lokalisationsdienste groß ist, wird anderorts argumentiert, dass soziale Netzwerke nach dem gleichen Such-Prinzip verfahren. Lediglich die Möglichkeit nach Geschlechtern zu filtern, unterscheide "Girls Around Me" von Facebook, Twitter und ähnlichem.

Um den genauen Standort einer Person zu erfahren, seien derartige Anwendungen kein zuverlässiges Instrument: Bereits kurz nach dem Einloggen an einem bestimmten Ort, könnten Nutzer diesen schon wieder verlassen haben. Außerdem können öffentliche Check-Ins bei Foursquare nur lose abgerufen werden, nicht aber eine Liste aller an einem Ort befindlicher Personen.

Fest steht: Wer sein Bild bei Foursquare einstellt, erwartet nicht, dass es in einer anderen App erscheint – obwohl das technisch machbar und deshalb nicht unwahrscheinlich ist.

Dass man für die Nutzung von "Girls Around Me" bezahlen muss, konnte die aufgebrachte Gemeinde nicht beruhigen. Die in Moskau ansässige Betreiberfirma hat im Zuge der hitzigen Debatte um "Girls Around Me" die App nun wieder vom Markt genommen. Begründet wurde dieser Schritt allerdings mit einem technischen Fehler.

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