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Pankower Tor: Hier sollen 2000 Wohnungen entstehen.

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Update

Neubaugebiet in Berlin-Pankow: Das umstrittene „Pankower Tor“ kommt - mit 2000 Wohnungen

Jahrelang gab es ein Hin und Her. Jetzt ist Investor Krieger mit dem Land Berlin und dem Bezirk einig über das Bauprojekt Pankower Tor.

Von Christian Hönicke

Um 16.40 Uhr gab es Applaus im Pankower BVV-Saal in der Fröbelstraße. Kurt Krieger hatte gerade die letzte Unterschrift unter die gemeinsame Absichtserklärung mit Land und Bezirk gesetzt. Der sogenannte „Letter of Intent“ zum Bauprojekt Pankower Tor ist laut Pankows Bürgermeister Sören Benn (Linke) ein „Meilenstein“.

Die Erklärung sieht den Bau von 2000 Wohnungen, einem Einkaufszentrum und einer Schule auf dem ehemaligen Rangierbahnhof Pankow vor. Dazu kommt nur noch ein Möbelmarkt im Bereich der Prenzlauer Promenade, Eigentümer Krieger wollte ursprünglich zwei. 550 Millionen Euro betrage das Investvolumen für das Projekt nun, sagte Krieger und schnaufte hörbar, „ganz schön viel“, er sei ja kein Wohnungsunternehmen. Dennoch zeigte sich der Berliner Möbelunternehmer mit dem Kompromiss zufrieden: „Zur Feier des Tages habe ich mir extra ein Jackett angezogen, ich trage sonst immer Pulli.“

Um das Gelände wird seit einem Jahrzehnt gerungen. Krieger hatte nach dem Kauf der Fläche 2009 bereits zweimal eine ähnliche Vereinbarung unterschrieben, immer wieder kam es zu Neu- und Umplanungen. Haupthindernis war laut Krieger lange die geplante Verbindungsstraße zwischen Prenzlauer Promenade und Mühlenstraße, die durch das Gebiet verlaufen sollte. Erst als der frühere Bausenator Andreas Geisel (SPD) diese Pläne vor zwei Jahren strich, sei der Weg frei geworden.

Ein weiterer zentraler Streitpunkt war die Shopping Mall, geeinigt hat man sich nun auf 25.000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Es sei weiter „hoch umstritten“, ob Pankow eine solche Dimension vertrage, sagte Lompscher, „das werden die weiteren Untersuchungen zeigen“. Lompscher hatte persönlich in der Nacht zum Mittwoch noch einmal eine Steigerung von 1500 auf 2000 Wohnungen durchgesetzt. Krieger sprach nun vom Maximum, „sonst wird es ein Ghetto“.

Die Senatorin bestand auch auf einem Anteil von 30 Prozent an günstigen, mietpreisgebundenen Wohnungen – Krieger wollte nur 25 Prozent. Der Altlinke und in Pankow aufgewachsene Krieger dankte der linken Senatorin dennoch ganz besonders, sie habe allen „ordentlich eingeheizt“. Wäre vor zehn Jahren schon so gearbeitet worden, „würden schon seit fünf Jahren die ersten Häuser stehen.“ Lompscher, ebenfalls Pankowerin und wegen ihrer Baupolitik stark unter Druck, nahm die Lorbeeren für die Entwicklungen an ihrem „alten Schulweg“ gerne an. Auf Senatsebene solle nun bis Frühjahr 2019 der Flächennutzungsplan geändert werden, kündigte sie an, parallel könnten die Bebauungsplanverfahren starten. Ihr Parteigenosse Benn geht davon aus, dass sich „frühestens in vier, fünf Jahren die ersten Kräne drehen“.

Möbelunternehmer Kurt Krieger (Archivbild vom 31.10.2012)
Möbelunternehmer Kurt Krieger (Archivbild vom 31.10.2012)

© Jörg Carstensen/dpa

Bis dahin sei es aber „noch ein langer Weg“, so Krieger mahnend. „Der Teufel steckt im Detail“, sagte Pankows Baustadtrat Vollrad Kuhn (B'90/Grüne). Eines ist die Frage, wie das Einkaufszentrum aussehen wird: Ein Monolith oder aufgelockert, wie es Lompscher und Benn favorisieren. Es solle keine strikte Funktionstrennung der Bereiche geben, so die Senatorin, es seien dort auch Wohnungen angedacht. Es solle „so etwas wie ein Stadtzentrum“ entstehen. Umstritten ist auch der Rundlokschuppen östlich der Prenzlauer Promenade, der seit Jahren verfällt. Krieger wollte ihn umsetzen lassen, kam damit wegen des Denkmalschutzes aber nicht durch. Aus der Vereinbarung wurde der Schuppen ausgeklammert, „um nicht das Kerngelände zu blockieren“, so Benn.

Geklärt ist dafür die Schulfrage. Statt der anvisierten zwei Schulen soll es nur eine Grundschule geben. An Berliner Straße und Prenzlauer Promenade waren die Schulen wegen Lärms und Abgasen nicht realisierbar, nun soll ein Standort zentral an der Granitzstraße entstehen. Am aufgegebenen Schulstandort Berliner Straße am Bahnhof Pankow sind ein kleiner Park mit einem Pendlerparkplatz (800 Plätze) und einem Parkhaus für 1000 Fahrräder geplant, zudem ein „Mobility Hub“ mit Carsharing-Autos und Leihfahrrädern. Die Erschließung des Geländes soll über eine neue Straße von der Prenzlauer Promenade her und eine Straßenbahn vom Bahnhof Pankow nach Weißensee über die Granitzstraße erfolgen. Durch das Gebiet soll außerdem ein Ast des Radschnellweges „Panke Trail“ in Richtung Buch führen. Ein Tunnel im Bahndamm zwischen dem Pankower Zentrum und dem Tor-Quartier soll dazu führen, dass „Pankow zusammenwächst“, sagte Benn.

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