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Berlin: Neue Ausstellung im Handwerksmuseum - altes Spielzeug als Spiegelbild der Erwachsenenwelt

"So ein Puppenhaus habe ich mir immer gewünscht", sagt die alte Dame und staunt über das wunderschöne Exemplar aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

"So ein Puppenhaus habe ich mir immer gewünscht", sagt die alte Dame und staunt über das wunderschöne Exemplar aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Je länger sie es betrachtet, um so mehr Details entdeckt sie. Da gibt es direkt unter dem Dach eine Mädchen- und gleich daneben die Besenkammer mit vielen nützlichen Utensilien darin: Kleine Schrubber, Feger und ein Mopp. Eine Etage tiefer ist das Bad der Puppenfamilie, und in der Wanne sitzt gerade eine winzige Hausbewohnerin.

Das Kunstwerk steht in der neuen Ausstellung "Zu Besuch im Puppenhaus" in Alt-Marzahn und ist das Lieblingsstück von Silvia Thyzel von der Stiftung Stadtmuseum Berlin, die mit mehreren Mitarbeitern die Schau im Handwerksmuseum gestaltete. "Mich beeindruckt, dass die Erwachsenenwelt so auffallend genau kopiert wurde." So befinden sich auf der anderen Seite des zweietagigen Papphauses die luxuriöseren Räume: ein Schlaf-, ein Ess- und ein Musikzimmer. An den Wänden hängen Minibilder mit Goldrähmchen, kleine Teppiche zieren die Fußböden und auf den Tischen stehen Gläser und Schalen. Und für die älteren Bewohner gibt es einen gläsernen Aufzug im Häuschen, der sich pausenlos auf und ab bewegt.

"Kinder haben schon immer spielerisch die Welt der Großen nachgeahmt", sagt Frau Thyzel. In früheren Zeiten waren die verschiedenen Spielsachen bekanntlich auf die spätere Rollenverteilung fixiert. Mädchen bekamen einen kleinen Kochherd, Näh- und Wachmaschine sowie Puppen geschenkt. Jungen erhielten vorwiegend Fahrzeuge, Miniwerkzeuge und Kriegsspielzeug.

Rund 1000 verschiedene Exemplare sind in der Ausstellung zu sehen. Dargestellt werden Bereiche wie Küche, Haushalt und Kinderbetreuung, Technik aber auch Schule, Einkaufs- und Wohnkultur. In jeder Nische findet man neben den originalen "Erwachsenen-Gegenständen" immer die Spielsachen. So steht in der Küche beispielsweise ein reichlich verziertes Holzbuffet neben einem gleich aussehenden Puppenschrank. Zwischen dem Mini- Fleischer- und dem Stoffladen werden "richtige" Lebensmittelwaagen und Fässer gezeigt. Ein besonderes Exemplar ist neben der Puppenvitrine, im Fahrzeugbereich zu entdecken. Dort findet man ein blau-beigefarbenes Auto vom Typ Wartburg, der zwar von der DDR in den 80er Jahren entwickelt, aber nie wirklich gebaut wurde. Ihn gibt es nur als Spielzeug.Die Ausstellung läuft ein Jahr im Handwerksmuseum, Alt-Marzahn 31 (Telefon: 541 02 31). Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr. Am 5. und 19. 12. werden Kinder zum vorweihnachtlichen Basteln geladen.

bey

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