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Berlin: Neue Heimat, neues Glück

Rainhard Fendrich war der „Macho, Macho“ der Hitparade und das TV-„Herzblatt“. Nun lebt der Österreicher in Schöneberg und singt auf seiner CD eine Berlin-Hymne

Die Berliner haben es ja schon immer gewusst. Alle Wege führen nach Berlin. Auf seiner neuen CD singt auch Rainhard Fendrich („Es lebe der Sport“, „Macho Macho“) seine Hymne auf „Berlin“, mit eingangs erwähntem Fazit. Lange war von dem Österreicher nichts zu hören, vor allem in Deutschland nicht. Seit drei Jahren hat der 49-Jährige keine Platte mehr aufgenommen, seine Moderationen in der ARD („Herzblatt“) sind schon mehr als sieben Jahre her. Untätig war er nicht. Gefallen hat es ihm ohne Musik aber auch nicht. Fendrich hat geschauspielert, gemalt, vor allem abstrakt, ein Musical geschrieben.

Am Montag wurde seine neue Platte „aufLeben“ veröffentlicht und erreichte an einem Tag Platinstatus. Aber Jubel, Tournee, und Fragen zu seiner Scheidung vor vier Monaten – das ist im Moment nicht Fendrichs Baustelle. Der Geläuterte will raus aus den Klatschspalten, und er will erst recht nicht zwischen all den anderen Promis im Restaurant Borchardt sitzen und über seine CD reden. Fendrich lädt daher lieber ins Separee im Innenhof ein, plaudert leger in Jeans, Turnschuhen, T-Shirt.

Denn jetzt soll alles anders werden. Ein neues Zuhause hat er schon (eine Finca auf Mallorca mit Esel und Schafen), eine neue Freundin (die Tänzerin Ina Nadine Wagler aus Tempelhof, mit der er seit kurzem eine Wohnung in Schöneberg teilt), eine neue Lebenseinstellung. Wien besucht er nur noch als Tourist. Mallorca sei einmalig. Aber ohne die Großstadt geht es eben nicht. „Da wirst du schrullig“, sagt Fendrich. Für seinen neuen zweiten Wohnsitz Berlin hat der Wiener nur Superlative parat. „All diese Ausstellungen – Berlin, das ist ja jetzt die Kulturhauptstadt Europas geworden.“ Bedeutender als Paris, und liebenswürdiger, findet er. „Die spannendste Metropole überhaupt.“ Nur kennt er sich eben noch nicht so gut aus. „Ich sitze da immer wie ein Paket im Auto und lasse mich von der Ina hinterherziehen.“ Landwehrkanal, Wannsee, Spree-Ufer – dazu reicht die Ortskenntnis, das gefällt ihm. So viel Wasser und Grün hatte er in der Stadt nicht erwartet. Bei diesen Eindrücken sei es ihm ein Bedürfnis gewesen, das Lied „Berlin“ zu schreiben. Vom „Phönix aus den Minenfeldern“ ist da die Rede, „Helden“ sieht Fendrich in der Hauptstadt und lobt die Courage der Berliner. „Ich ziehe den Hut vor denen, die einfach beschlossen haben, sich von der Mauer nicht mehr zurückhalten zu lassen.“ Auch wenn Fendrich noch nicht allzu lange hier lebt, eines hat er schon gemerkt: Die Einheit Berlins braucht ihre Zeit, „vermutlich so lange, wie die Mauer stand“. Aber die Berliner schaffen das, sagt der Österreicher. Sein Argument: Sie haben „aan guadn Witz“.

Thorsten Wiese

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