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Berlin: Neue Probleme für verkürztes Abitur

Zwischen Schule und Lehre drohen fünf Monate Zwangspause

Wer nach dem Abitur eine Lehre machen will, muss künftig wohl fünf Monate Däumchen drehen: Die Berliner Ausbildungsbetriebe wollen trotz der geplanten Abiturverkürzung ihre Ausbildungstermine nicht vorverlegen. „Auf keinen Fall werden wir von den bundeseinheitlichen Regelungen abgehen“, hieß es gestern bei der Industrie und Handelskammer. Dies gelte für alle Ausbildungsbetriebe, so IHK-Bereichsleiterin Sybille von Obernitz. Sie begründet die Weigerung damit, dass die Ausbilder schließlich auch an die Realschüler denken müssten, die wie gehabt im Sommer fertig würden. Man könne nicht unterschiedliche Ausbildungs- und Prüfungstermine organisieren.

Mit dieser Stellungnahme entfällt ein weiteres Argument für die von Bildungssenator Klaus Böger (SPD) geplante Vorverlegung des Abiturs von Juni auf März. Schon jetzt hat Böger viele Zweifler gegen sich: Den einen reicht die Verkürzung um ein Vierteljahr nicht, den anderen geht sie zu weit, weil als Folge zusätzlicher Nachmittagsunterricht unvermeidbar ist. So stark sind die Vorbehalte, dass sich PDS-Schulpolitikerin Siglinde Schaub inzwischen wünscht, die Verkürzung des Abiturs stände nicht in der Koalitionsvereinbarung.

Um überhaupt noch eine Linie zwischen all den Einwänden und Bedenken zu finden, hatte die PDS-Fraktion am Dienstagabend zu einer Expertenrunde geladen, an der auch SPD-Schulpolitikerin Felicitas Tesch teilnehmen wollte. Diese sieht nicht ganz so schwarz wie Schaub und verweist etwa darauf, dass zumindest die Männer vom vorgezogenen Abitur profitieren würden: Mit Bundeswehr und Zivildienst könnte bereits im April begonnen werden.

Auch die Universitäten wollen der Abiturverkürzung nicht im Weg stehen, betont FU-Vizepräsident Dieter Lenzen. Allerdings müssten die Noten möglichst im Dezember feststehen, damit die Abiturienten bei der ZVS-Studienplatzvergabe für das Sommersemester berücksichtigt werden könnten.

Was die Bildungsverwaltung letztlich aus all diesen Stellungnahmen macht, ist noch offen. Fest steht, dass es mit dem geplanten Abitur-Vorschaltgesetz Probleme gibt – ebenso wie mit dem großen Schulgesetz, das ebenfalls unter Beschuss geraten ist. Geharnischte Stellungnahmen gibt es von Seiten der GEW, des Landesschulbeirates und des Philologenverbandes. Tesch und Schaub glauben nicht mehr, dass das Gesetz wie geplant im April in den Senat geht, zumal der Finanzsenator auf eine Aufschlüsselung der zusätzlichen Reformkosten wartet. sve

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