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© dpa

Neue Studie in Berlin: Fußgänger fürchten die Radfahrer

Eine Studie des Berliner Senats zeigt, welche Probleme Radler auf Gehwegen verursachen – und wo es gut läuft. Von Bezirk zu Bezirk sind die Unterschiede teils erheblich.

Die Fußgänger haben gesprochen: Radfahrer sind das größte Problem für alle, die zu Fuß in Berlin unterwegs sind. Das zumindest legt eine Studie der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung nahe, die jetzt in Teilen im Internet veröffentlicht wurde. Mehr als die Hälfte aller Befragten fürchtet sich demnach vor Radfahrern, die auf dem Gehweg unterwegs sind. Insgesamt fühlen sich die Fußgänger in Berlin aber wohl – mit großen Unterschieden von Bezirk zu Bezirk.

Für diese erste große Fußgängerbefragung wertete die Senatsverwaltung die Angaben von 2001 Berliner Bürgern ab 14 Jahren aus, die zwischen Dezember 2011 und Januar 2012 befragt wurden. Dabei sagten 56 Prozent, sie fühlten sich von Radfahrern auf dem Gehweg bedroht, 32 Prozent sogar von jenen Radfahrern, die ordnungsgemäß auf einem Radweg fahren, der aber direkt an den Gehweg grenzt. Die Befürchtungen der Fußgänger schlagen sich auch in der polizeilichen Unfallstatistik nieder. Insgesamt 1113 Mal krachte es in Berlin 2012, weil Radfahrer entweder in der falschen Richtung oder auf dem Gehweg fuhren. Damit ist dieser Fehler die Hauptunfallursache bei den Unfällen, die Radfahrer verursachen – wobei dabei nicht nur Fußgänger, sondern auch andere Radfahrer zu Schaden kamen. 320 Fußgänger wurden im vergangenen Jahr bei Zusammenstößen mit verletzt, 35 davon schwer. Laut Polizei waren in rund zwei Drittel dieser Fälle die Radler die Hauptverursacher.

Ein Schwerpunkt bei dieser Art der Unfälle ist Pankow, wo im vergangenen Jahr zehn Fußgängern bei Unfällen mit Radlern schwer verletzt wurden. Entsprechend schlecht schneidet der Bezirk bei den Befragten ab. Ebenso wie Mitte und Neukölln liegt er in der Gunst der Fußgänger ganz hinten. Allerdings wurde in Pankow das Problem bereits erkannt: Ein Drittel der Befragten sagte, die Situation habe sich in den letzten drei Jahren verbessert. Auch in Mitte wird gegengesteuert. Dort ist ein Krisentreffen zwischen ADFC und dem Fachverband FUSS e. V. geplant, sagte die stellvertretende Vorsitzende des Verkehrsausschusses, Monika Arnholdt-Esche (Grüne). Weitere Hauptprobleme sind der Studie zufolge auch schlecht geräumte Gehwege sowie Werbeaufsteller, die den Weg versperren.

Am zufriedensten sind die Fußgänger in Lichtenberg und Charlottenburg-Wilmersdorf. „Wir haben die Radwege in Ordnung gebracht, so dass Fahrradfahrer nicht mehr auf die Gehwege ausweichen müssen“, sagte Jutta Feige, Verkehrsexpertin der SPD in Lichtenberg. Das Thema sei den Lichtenberger Bürgern sehr wichtig, die Bezirksverordnetenversammlung versuche deshalb mit Bürgerveranstaltungen, im Dialog zu bleiben.

Die guten Noten für Charlottenburg- Wilmersdorf sieht Verkehrspolitiker Roland Prejawa (Grüne) als Ergebnis einer Strategie der Lärmminderung im Bezirk. Dadurch würde automatisch besser auf die Bedürfnisse der nichtmotorisierten Verkehrsteilnehmer eingegangen.

Politisch fühlt sich mit 47 Prozent fast die Hälfte der Berliner Fußgänger ausreichend ernst genommen. Nur 39 Prozent wünschen sich einen höheren Stellenwert ihrer Belange. Über die Hälfte der Studienteilnehmer ist aber mit dem Fußverkehr in der Hauptstadt insgesamt zufrieden. Und das, obwohl es noch jede Menge zu verbessern gäbe. Die Befragten bemängelten vor allem den vielen Dreck auf den Gehwegen, schlechten Winterdienst und unzureichende Beleuchtung. Nachbesserungsbedarf gibt es offenbar auch bei der Barrierefreiheit, die noch nicht flächendeckend gegeben sei. Das liegt zum Teil an Bordsteinkanten, die noch nicht überall bei Straßenquerungen abgesenkt sind, zum Teil am desolaten Zustand mancher Gehwege.

In seiner Fußverkehrsstrategie stellt der Senat zu diesen Punkten Maßnahmen vor. Dem Problem mit den Radfahrern versucht der Senat mit einer Kampagne zur „Klimaverbesserung“ und gegenseitiger Rücksichtnahme zu begegnen.

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