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© ddp

Neue Vorwürfe: Im Ferienlager in Spanien missbraucht

Ein Opfer des ehemaligen Canisius-Padres Wolfgang S. erhebt weitere Vorwürfe. Den Entschuldigungsbrief des Lehrers weist er zurück.

Im ersten Moment hat sich Mathias B. gefreut, dass der Ex-Padre Wolfgang S. in einem Brief seine Schuld eingesteht und sich entschuldigt. Doch seitdem schläft er schlecht. Die erste Fassung einer Antwort, die er irgendwann schreibt, schickt er nicht ab. Später fällt ihm auf, dass Wolfgang S. ihn duzt in seinem Brief, sie alle wie die kleinen Jungen von damals behandelt. Und die Bitte um Vergebung wirkt so machtvoll auf ihn ein, dass es mathias S. für Wochen die Sprache verschlägt.

Jetzt hat der Buchautor eine Antwort verfasst und sie öffentlich gemacht. „Ich gestehe ihnen keinerlei mildernde Umstände zu. Im Gegenteil, Ihr Brief, der in meiner Wahrnehmung von gleicher manipulativer Energie durchdrungen ist, mit der Sie schon damals jedes Verhältnis zu bestimmen versuchten, provoziert heute in mir dieselbe instinktive Abscheu.“ (siehe Dokumentation des leicht gekürzten Briefes) Mathias B. ist wütend, weil Wolfgang S. die Schuld auf den Opfern abzuladen versuche und ihnen Schuldgefühle mache. „Warum berichten sie mir von vatikanischen Behörden, vom Ekel ihrer Freundin und ihrer Tochter, um die sie sich sorgen ... Ein persönliches Interesse an seinem und dem Schicksal seiner Leidensgenossen kann ich nicht erkennen.“

Der ehemalige Schüler bezichtigt S. neuer Taten während der jährlichen Ferienlager „Loiola’ko Lagunak“ im spanischen Loyola. Mathias B. war in einem Sommer dabei gewesen. Gestern wurde sein Bericht im spanischen Fernsehen ausgestrahlt. In Loyola, dem Gründungsort des Jesuitenordens, hatten sich deutsche und spanische Jesuitenschüler für mehrere Wochen getroffen, um sich sportlich im Cross-Rennen zu beweisen. Mathias S. hatte den Pater mit zwölf Jahren im Berliner Sportverein LG-Süd kennengelernt und wurde so Teil der Truppe. Auf das Canisius-Kolleg war er erst in der Oberstufe gewechselt, als Wolfgang S. schon nicht mehr dort tätig war. „Er hat mich zu Siegen geführt, was sonst keiner gemacht hat. Um unser Vertrauen im Anschluss zu missbrauchen, wählte er die Taktik der Verharmlosung.“

„Ich will die Erinnerung nach Spanien tragen“, sagt Mathias B.: „Dort gibt es auch Ehemalige, die missbraucht wurden. Außerdem ist durch die spanische Berichterstattung der Weg nach Chile einfacher und dort lebt Wolfgang S. ein unbehelligtes Leben.“ Weil er und andere sich in der Aufarbeitung der Vergangenheit stärkten und die Erinnerung langsam zurückkäme, sei das Bedürfnis umso stärker, nicht vergessen zu werden. Hadija Haruna

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