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Berlin: Neueröffnung: Neue Musikkneipe gleich neben dem Pfefferberg

Jim Morrison lächelt wonnig und ziemlich stoned von der Wandbemalung. Der Himmel ist ganz nah und grasgrün.

Jim Morrison lächelt wonnig und ziemlich stoned von der Wandbemalung. Der Himmel ist ganz nah und grasgrün. Kein Wunder, denn die Handwerker haben Kunstrasen an die Decke gepappt und viele bunte Plüschblumen daraufgeklebt, Kuschelecken laden zum Fläzen ein. Gestern Abend musste das Interieur seine Feuertaufe bestehen - denn die Musikkneipe "Flowerpower" gleich neben dem Pfefferberg in der Schönhauser Allee feierte ihre Eröffnung. Motto: Die Zeit der Miniröcke und Plateauschuhe kehrt zurück. "Flowerpower wird Erfolg haben", glaubt André Streng, der "Erfinder" des Ganzen. Sein Optimismus gründet sich auf den Erfolg zweier gleichnamiger Musikkneipen in Leipzig und Dresden.

Ob "Flowerpower" auch im Szenebezirk Prenzlauer Berg gut ankommt, muss sich erst noch zeigen. Fest steht aber, dass der Ort längst Kultstatus genießt. Denn früher befand sich hier das "Café am Senefelderplatz", ein beliebter Schwulen- und Lesben-Treffpunkt. Michael Unger, ein Urgestein der Schwulenbewegung aus dem Ostteil der Stadt und jahrelang Stammgast im "Senefelder", erinnert sich an die 70-er Jahre: "Zwei Lesben hatten das Café am Senefelderplatz übernommen. Nachdem in der Friedrichstraße zahlreiche unserer Kneipen dichtgemacht hatten, suchten wir einen neuen Treffpunkt." Der fand sich in der Schönhauser Allee 173 und zunächst war das "Senefelder" eigentlich nichts anderes als eine normale Kneipe. "Anfangs trafen wir uns einmal pro Woche", sagt Michael Unger. Danach ging alles ziemlich schnell. Die Wirtinnen stellten ein Schildchen auf den Tisch oben an der Treppe. Darauf stand: "Reserviert für Familie Unger". Ein halbes Jahr später hatten die Schwulen und Lesben das Lokal fest im Griff. Unvergesslich für Michael Unger ist die Kellnerin Helga, eine Art Zerberus der Ost-Berliner Gastronomie. "Helga war frech und autoritär, aber einmal hat sie sogar einen Kerl rausgeworfen, der mich übel beschimpft hatte."

Nach der Wende zehrte das "Café am Senefelderplatz" noch eine Weile von seinem legendären Ruf. Dann ging es bergab und sicher war die große Konkurrenz anderer Gaststätten nur einer der Gründe. Michael Unger glaubt jedenfalls, dass "das Senefelder verdientermaßen von der Bildfläche verschwunden ist". Damit ist gemeint, dass die Betreiber zuletzt den Anschluss verpassten. "Ganz normale Dinge wie eine Lüftung hatten und wollten sie dort nicht", sagt Michael Unger, der inzwischen den "Sonntagsclub" in der Greifenhagener Ecke Erich-Weinert-Straße zu seinem Stammlokal erkoren hat.

Nun also das "Flowerpower" mit Musik von ACDC über die Doors bis Frank Zappa. Lieben die Ossis "Highway To Hell", "Come On Baby Light My Fire" und "Bobby Brown" mehr als die Wessies? André Streng will sich da nicht festlegen. Aber der 29-Jährige hat natürlich das ostdeutsche Publikum fest auf der Liste. Schon wegen typischer Einzelheiten wie der zu erwartenden Drängelei von 100 Gästen auf 100 Quadratmetern. Für den "Flowerpower"-Chef ist das natürlich. "Die Leute wollen es kuschlig, warm und eng, also kriegen sie es eng", sagt André Streng und lacht.

Michael Brunner

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