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Berlin: Nicht schubsen!

Beim Tag der offenen Tür kicken Schüler am Kanzleramt – und zwar fair

Normalerweise ist bei der ecuadorianischen Nationalmannschaft der Hüne Agustín Javier Delgado fürs Toreschießen zuständig. Heute Vormittag wird er durch den zehnjährigen Christopher aus Marienfelde vertreten: Der ist zwar nur 1,55 Meter groß, aber trotzdem brandgefährlich vor dem Tor.

Zehn Berliner Grundschulen tragen heute – im Rahmen des Tags der offenen Ministerien – ein Fußball-Turnier im Park des Kanzleramts aus. Dabei schlüpft jede Schule in die Rolle einer Fußballnation: Die Evangelische Schule Pankow ist Zypern, die Joan-Miró-Grundschule aus Charlottenburg tritt als Bolivien an und die Marienfelder Steinwald-Schule mit dem kleinen Christopher im Sturm schlüpft in die Rolle Ecuadors. Das Ganze ist Teil des Projekts „WM-Schulen – Fair Play for Fair Life“, bei dem insgesamt 205 Schulen aus ganz Deutschland gegeneinander antreten und im Juni 2006 eine Mini-WM in Potsdam austragen. Das Turnier im Kanzleramt dient nur als Test, trotzdem steht einiges auf dem Spiel: Die Sieger bekommen um 17 Uhr vom Bundeskanzler persönlich die Hand geschüttelt.

Bei dem Turnier der WM-Schulen geht es nicht nur ums Fußballspielen, sondern auch um „globales Denken“, wie es Christo Förster von der veranstaltenden Initiative „Streetfootballworld“ ausdrückt. Soll heißen: Jede Schule beschäftigt sich intensiv mit Kultur und Geschichte des Landes, das sie bei der Mini–WM vertritt. Am besten gehe das natürlich im Erdkunde-Unterricht, sagt Förster, das sei aber längst nicht alles. Die Steinwald-Schule etwa plant im Herbst eine ganze Projektwoche zum Thema Ecuador, zu der auch der Botschafter des Landes eingeladen wird. Und selbst die schuleigene Töpfergruppe hat sich bereits mit dem südamerikanischen Land beschäftigt: Da haben die Schüler lauter kleine „Blaufußtölpel“ aus Ton hergestellt – der Vogel ist in Ecuador heimisch.

Neben der Beschäftigung mit fremden Ländern gibt es noch eine zweite Besonderheit gegenüber vielen anderen Fußballturnieren: Es wird fair gespielt. Vor jeder Partie legen die Mannschaften Kriterien fest, nach denen anschließend Fairness-Punkte vergeben werden. Zum Beispiel: Nicht schubsen! Keine Schimpfwörter benutzen! Zu Mädchen immer mindestens einen Meter Abstand halten! Theoretisch kann eine Mannschaft also gewinnen, ohne auch nur ein einziges Tor zu schießen. So müsste es eigentlich auch in der Bundesliga zugehen, sagt Maria Beuting, Direktorin der Steinwald-Schule. Denn bei den Profis werde dermaßen viel gerempelt und auf den Boden gespuckt, das sei „nicht gerade vorbildhaft für die Jugend“. Beuting glaubt übrigens, dass ihre Schule beim Turnier im Kanzleramt gut abschneiden wird: Schließlich seien ihre Schüler nicht nur fußballerisch versiert – sie hätten auch besonders gute Manieren.

Das Turnier der Berliner Schulen beginnt heute um 10 Uhr im Park des Kanzleramts. Morgen spielen dann 14 Schulen aus Brandenburg gegeneinander.

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