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Am Freitag im Roten Rathaus:  Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) und Sozialsenatorin Katja Kipping (Die Linke).

© dpa / Britta Pedersen

„Nichts ist schlimmer als soziale Isolation und Kälte“: Netzwerk gegen Folgen der Energiekrise startet in Berlin

Mit dem Netzwerk wollen Akteure aus Wirtschaft, Sozialwesen und Religion Angebote zum Austausch und warme Räume schaffen. Am Freitag unterzeichneten sie die Charta dazu.

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Energiespartipps bei einer Tasse Tee, gemeinsames Kuchenbacken, Mieterberatung, eine heiße Suppe zum Aufwärmen: Das sind nur einige der Angebote, auf die Berlinerinnen und Berliner seit Freitag zurückgreifen können. Sie sind Teil des „Netzwerks der Wärme“ .

Am Morgen unterzeichneten mehr als 20 Vertreter aus Sozialwesen, Religion, Politik, Handwerk und Kultur im Beisein der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) und Sozialsenatorin Katja Kipping (Linke) im Roten Rathaus die „Charta der Wärme“. Mit dabei waren neben den Religionsgemeinschaften die Akteure der Freien Wohlfahrtspflege, aber auch die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg und die Berliner Sparkasse.

Wenn wir alle zusammenhalten, kommen wir gut durch diesen Winter.

Ein Satz der Berliner Charta der Wärme

„Wenn wir alle zusammenhalten, kommen wir gut durch diesen Winter“, heißt es in der Charta. Anfang September hatte Senatorin Kipping die Idee zum ersten Mal aufgeworfen. Ihr Ziel: Unter möglichst breiter Beteiligung der Stadtgesellschaft mit dem Netzwerk „ein soziales Band der Solidarität und des Miteinander in unserer Stadt“ knüpfen und so die Folgen der Energiekrise für die Menschen abmildern. Einerseits geht es darum, bestehende Angebote breiter bekannt zu machen – etwa Aktionen der Stadtteilzentren oder kostenlose Veranstaltungen der Museen. Andererseits entstehen auch neue Angebote.

So hat etwa die Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) bereits seit Mittwoch die Öffnungszeiten an zwei Standorten erweitert. Im Haus der Kulturen Lateinamerikas wird es einmal pro Woche eine heiße Suppe geben, kündigte die Geschäftsführerin Dolly Conto Obregon an. Viele weitere Unterstützungsangebote und Begegnungsorte über die ganze Stadt verteilt sollen folgen. Menschen, die zuhause aufgrund der hohen Energiepreise nicht oder nur kaum heizen können, können sich dann an den Netzwerk-Orten aufwärmen. Doch den Beteiligten geht es auch explizit darum, Möglichkeiten zum sozialen Austausch zu schaffen.

Charta-Absatz zu vielfältiger Zivilgesellschaft

In der „Charta der Wärme“ bekennen sich die Unterzeichnenden auch dazu, sich für eine „vielfältige Zivilgesellschaft“ zu engagieren und „die verschiedenen Religionen“ der Stadt zu vertreten. Nach Tagesspiegel-Informationen will man mit diesem Zusatz vermeiden, dass sich antidemokratische Organisationen oder Parteien an dem Netzwerk beteiligen.

Etwas gemeinsam bewegen, das über die klassische Entlastungsmaßnahme Geld hinausgeht.

Die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD)

Bürgermeisterin Giffey freute sich in ihrer Rede darüber, dass die Akteure mit dem Netzwerk „etwas gemeinsam bewegen, das über die klassische Entlastungsmaßnahme Geld hinausgeht“. Sozialsenatorin Kipping sagte, um ein solches Netzwerk zusammenzusetzen, brauche es eigentlich drei Jahre. Sie sei froh, dass es nun so viel schneller geklappt habe. „Der Mensch lebt nicht von Brot allein, es braucht schlichtweg auch menschliche Wärme“, sagte sie.

„Nichts ist schlimmer als soziale Isolation und Kälte, deswegen machen wir das hier jetzt“, sagte Gabriele Schlimper für die Liga der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege. Wichtig sei, die Menschen nicht nur als zu beratende Wesen wahrzunehmen, sondern sich klar zu machen, dass es um ein Miteinander gehe.

Das Logo: ein Teddybär mit rotem Herz

Das Netzwerk hat ab sofort auch ein Logo: ein Teddybär mit einem Herz in den Händen. In den kommenden Wochen soll das Logo die verschiedenen Angebote in der Stadt zieren. Auf der Homepage https://netzwerkderwaerme.de/ können Interessierte sich seit Freitag zu den Netzwerk-Orten und verschiedenen Hilfemöglichkeiten informieren. Eine Übersicht zu allen Standorten gibt es auf einer interaktiven Karte unter www.mokli-help.de.

Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) und Sozialsenatorin Katja Kipping (Die Linke) posieren am Freitag mit den Unterzeichnern der Charta der Wärme vor dem Roten Rathaus.

© dpa / Britta Pedersen

Zeitnah soll es auch einen Chatbot geben, der online Auskunft nach Angeboten gibt. Darüber möchte das Netzwerk herausfinden, in welchen Bereichen besonders hoher Bedarf ist.  Koordiniert werden die Homepage und die Hilfsangebote vom Verein Karuna, der bereits in der Vergangenheit eng mit der Sozialverwaltung zusammenarbeitete.

Nach Angaben der Vereinsmitarbeiterin Maren Swembke sind bereits erste Sach- und Geldspenden für das „Netzwerk der Wärme“ eingetroffen, die an die einzelnen Organisationen weitergegeben werden sollen.

Der Berliner Senat möchte für das Netzwerk im Rahmen des Entlastungspaket elf Millionen Euro zur Verfügung stellen. Bevor es allerdings ausgezahlt werden kann, muss erst der Nachtragshaushalt vom Abgeordnetenhaus beschlossen werden. Das soll vor dem 16. November geschehen. Die elf Millionen Euro, so kündigte es Senatorin Kipping an, sollen zum größten Teil über die Bezirke an die Netzwerk-Teilnehmer verteilt werden. Die FDP kritisierte das Netzwerk am Freitag. Der sozialpolitische Sprecher seiner Fraktion, Tobias Bauschke, sagte, die Idee sei zu unkonkret. Zudem sei noch unklar, wofür genau das Geld verwendet werden solle. Die AfD kritisierte, dass man im Rahmen des Projekts Wärmestuben als Begegnungsstätten bezeichne und so verniedliche.

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