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Berlin: Old England in Kreuzberg

Am kürzeren Ende der Friedrichstraße tut sich was: Das Hotel Angleterre lockt stilbewusste Gäste

Nanu? Verwundert reibt man sich die Augen: Ein schmuckes Haus wie aus einem Roman von Rosamunde Pilcher. Türmchen, Säulen, Balkone, Fassadenschmuck. Ein neues Vier-Sterne-Hotel in stilvollem englischen Ambiente. Heißt auch so: „Angleterre“. Und das in jenem südlichen Stück Friedrichstraße, das von allen guten neuen Baugeistern verlassen schien. Nun wertet das restaurierte Gebäude samt Neu-Anbau die Gegend zwischen Checkpoint Charlie, Blumengroßmarkt und Mehringplatz sichtlich auf. Das gerade eröffnete neue Haus der in Berlin viermal vertretenen „Gold inn“-Hotelkette steht in der Friedrichstraße 31 direkt am Südausgang des U-Bahnhofs Kochstraße, Direktor Jochen Stütz erhofft sich von der günstigen Lage ebenso Vorteile wie vom historischen Ambiente: „Der Aha-Effekt zieht die Leute gewissermaßen ins Gebäude“, sagt er. „Das geht in die klassische Richtung, genau ins Gegenteil vom üblichen, oft ziemlich sterilen Neubau.“

Das Palais-Gebäude wurde zwischen 1891 und 1893 vom Architekten Karl Heinrich Eduard Knoblauch als repräsentatives Wohnhaus erbaut, letzter Nutzer war eine Versicherung. Den Eingangskorridor zu den Veranstaltungsräumen im Konferenzbereich zieren großformatige Wandbilder mit Naturszenen. In der Victoria-Suite wurde der mit Gold verzierte Stuck ebenso erhalten und restauriert wie eine bunte Decke; die Wände im historischen Treppenhaus wirken marmoriert, sind aber eine Imitation – „Stuccolustro“ nennt sich die italienische Technik, bei der Kalkmörtel und natürliche Öle mit dem Spachtel auf die Wand aufgetragen und durch Hitze abgeglättet werden.

Nur 23 der 156 mit allem technischen Komfort eingerichteten Zimmer befinden sich im Vorderhaus mit dem Blick auf die Friedrichstraße – die anderen Räume liegen in einem von vorn nicht sichtbaren Anbau. Sie sind ab 125 Euro zu haben, Deluxe-Doppelzimmer kosten 165 Euro.

Im Parterre gibt es zur Freude der Passanten der Friedrichstraße die Bar „Commonwealth“ und das Restaurant „Speakers Corner“ – beides ganz Old England in Kreuzberg, und „beides soll im alten Berliner Zeitungsviertel nahe der Kochstraße ein Treffpunkt für Geschäftsleute und Pressemenschen werden“, wünscht sich Jochen Stütz. Er sei sich durchaus bewusst, dass die Eröffnung eines neuen Hotels derzeit ein Wagnis darstelle, sagt der 39-jährige Direktor, aber als „hoffnungsloser Optimist“ sieht er für sein ungewöhnliches Haus gute Chancen am Markt: Der Stand der Vorausbuchungen mit einem weit vernetzten System lasse ebenso hoffen wie die gute Lage zwischen City-West und Ost, am weltbekannten Checkpoint, nahe Mauer-und Jüdischem Museum.

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