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Berlin: Olympia 2000: Das Bärchen lebt - in Sydney

Neulich in Sydney: Aus dem Flieger steigen Menschen in Gelb. Gelbe Kappen, gelbe T-Shirts, gelbe Schirme, gelbe Socken.

Neulich in Sydney: Aus dem Flieger steigen Menschen in Gelb. Gelbe Kappen, gelbe T-Shirts, gelbe Schirme, gelbe Socken. Ihr Ziel: die Olympischen Spiele in der australischen Metropole. Das Motiv auf den gelben T-Shirts, Kappen, Schirmen, Socken verrät ihre Herkunft. Da grinst eine Bärenschnauze und erinnert daran, dass im Jahr 2000 doch alle Welt nach Berlin und nicht nach Sydney kommen sollte. Den Zwölf in Gelb wäre das auch lieber gewesen, aber nun ja. Jetzt reisen sie den Spielen hinterher - ganz in Gelb und Berlin im Herzen.

Hotel Interconti Berlin, September 1993: "Ich habe selten eine solche Stille erlebt", erinnert sich Christian Hädler. Per Live-Schaltung nach Monte Carlo zum Internationalen Olympischen Komitee hatten die Gäste des Gala-Abends erfahren, dass "Berlin 2000" nur ein schöner Traum gewesen war. Die Stimmung habe sich erst aufgehellt, als eine Idee die Runde machte, aus Trotz geboren: Dann fahren wir eben zu Olympia nach Sydney! Als gute Verlierer.

"Wir wollen Berlin würdig vertreten", sagt Ursula Flach-Pförter, ebenfalls Reisende in Gelb. "Wir leben alle in Berlin, identifizieren uns mit der Stadt. Es schadet nichts, wenn wir ein bisschen Werbung machen." Die Zwölf, sechs Paare, gehen in Gelb zur Eröffnungsfeier ins Olympiastadion. Auch während der übrigen Zeit wollen sie immer mal wieder als Truppe mit dem Bär aus Berlin auf sich aufmerksam machen, "als inoffizielle Botschafter", sagt Christian Hädler. Um die offizielle Weihe habe man sich beim Regierenden Bürgermeister beworben, doch Diepgen hat ihre Unterlagen an Senator Klaus Böger weitergegeben. Der fährt selbst nach Sydney - "mal sehen, ob der sich bei uns meldet", sagt Hädler.

Die Reise nach Australien haben sie über Jahre vorbereitet. Seit dem ersten Treffen im August 1994 haben alle Teilnehmer regelmäßig in die Urlaubskasse eingezahlt. Um das Geld steuergünstig anlegen zu können, wurde ein Verein mit Satzung und Kassenwart gegründet. Jetzt ist so viel Geld auf dem Konto, dass es für zweieinhalb Wochen Olympia, anschließend eine Woche Urlaub am Barrier Reef und ein Taschengeld reicht. "Man freut sich schon, dass alles bezahlt ist", sagt Manfred Schwarze, einer der zwölf. Und die Vorbereitungen haben den sportbegeisterten Berlinern so viel Spaß gemacht, dass sie schon über eine neue Tour nachdenken. Nur ein Ziel fällt aus: Die Fußball-Weltmeisterschaft 2006. "Da ist die Anreise zu kurz", sagt Manfred Schwarze.

Jasmin Jouhar

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