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Berlin: Operation Nofretete: Eine Ägypterin zieht um Der Kopf der Königin steht ab 1. März am Potsdamer Platz und ab August im Alten Museum

Hier, im Ägyptischen Museum in Charlottenburg, wird einem ganz feierlich zumute. Der kleine Saal – „gleich hinter dem Eingang bitte rechts!

Hier, im Ägyptischen Museum in Charlottenburg, wird einem ganz feierlich zumute. Der kleine Saal – „gleich hinter dem Eingang bitte rechts!“ – ist in diffuses Halbdunkel getaucht, die Deckenstrahler bündeln ihr Licht auf eine gläserne Vitrine, aus der einem königliche Anmut entgegenleuchtet: Unverwandt und starr blickt Nofretetes rechtes Auge auf den Menschen, der ihrer Hoheit mit einem kleinen silbernen Fotoapparat die Sicht versperrt. Für diesen Moment der Begegnung mit einer der schönsten Frauen der Welt kommen die Leute aus den letzten Winkeln dieser Erde nach Charlottenburg. „Aber bitte ohne Blitz!“ ermahnt die strenge Stimme der Aufsicht einen der Touristen, die von Nofretete nicht genug kriegen können. Wie denn auch? Manche verharren sehr, sehr lange vor dem makellosen Gesicht mit dem perfekten Make-up von Brauen, Lidrändern und Lippen, den hochstehenden Wangenknochen und dem überlangen Hals – ein zeitloses Schönheitsideal ohne ein Fältchen. Über 3000 Jahre alt.

Wer die wohl prominenteste Berlinerin an ihrem derzeitigen Hauptsitz im Glaskasten gegenüber dem Schloss Charlottenburg treffen möchte, muss sich sputen: Am 28. Februar schließt das Ägyptische Museum wie jeden Tag um 18 Uhr – für immer an dieser Stelle. Nach einer Umbauphase werden die ehemaligen Kasernen der Leibwache des Preußenkönigs Heimstatt zu einer Sammlung der klassischen Moderne. Die Nofretete aber zieht sofort um ins Kulturforum – in einer Nacht-und-Nebel-Aktion, über die verständlicherweise Stillschweigen bewahrt wird.

„Das macht unser Chef persönlich“, sagt die Aufsicht, und es klingt, als würde der Direktor seine prominente Ägypterin auf Händen von Charlottenburg bis in die Vorhalle der Gemäldesammlung am Potsdamer Platz tragen – begleitet von Bodyguards. Übrigens passt ihr Name dann wie die blaue Krone auf den Kopf der Queen: Nofretete bedeutet nämlich: „Die Schöne ist gekommen“. Ab 1.März steht sie dann im Kulturforum im Mittelpunkt der Ausstellung „Hieroglyphen um Nofretete“, aber Anfang August wechselt die umtriebige Dame erneut die Tapeten – ab 3. August ist sie der Star einer Ständigen Ausstellung im Obergeschoss des Alten Museums am Lustgarten. Bis 2009. Dann soll die im Krieg schwer zerstörte ursprüngliche Heimstatt der alten Ägypterin wieder empfangsbereit sein – das Neue Museum in der Nachbarschaft zum „Pergamon“ auf der Museumsinsel.

Die Vielgereiste mit der Anmutung eines Cover-Girls (das übrigens in Berlin noch ein nicht ganz so attraktives Pendant hat) wird aber auch noch zum Tele-Star – für eine vom ZDF produzierte Werbung für den Wiederaufbau der Museumsinsel.

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