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Opium, nicht fürs Volk: Opium, nicht fürs Volk

228 Kilogramm Drogen haben Fahnder in einem präparierten Laster gefunden. Der Heroin-Rohstoff war für Berlins Markt bestimmt.

Für Drogensüchtige ist das wohl keine gute Nachricht. Der Zoll hat eine derart große Menge Opium beschlagnahmt, dass Experten Auswirkungen für die Berliner Szene erwarten: 228 Kilogramm Rohopium fanden Fahnder bei der Kontrolle eines türkischen Lastwagens, der über Pomellen aus Polen kam. Nach Angaben des Zolls reichte die Menge als Ausgangsstoff für fast zwei Millionen „Konsumeinheiten“ Heroin. In Berliner U-Bahnhöfen hätten die Dealer für diese Menge etwa 5,7 Millionen Euro verlangt. Nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen sollte der Stoff über allerlei Umwege von Afghanistan nach Berlin gebracht werden. Durch diesen Treffer wurde auf einen Schlag so viel Opium sichergestellt wie in den vergangenen vier Jahren bundesweit zusammen. Nach Angaben von Hartmut Koschyk, Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, war es der größte Fund seit zehn Jahren in Deutschland. Der Erfolg basiert nicht auf Ermittlungen, sondern auf dem richtigen Riecher von Zöllnern. Denen kam in der Nacht zum vergangenen Donnerstag der unbeladene Lkw komisch vor, sie stoppten ihn auf der Autobahn 11. „Verdachtsunabhängige Kontrolle“ nennt sich das. Schnell bemerkten die Zöllner, dass die uralte morsche Plane des Lkw auf einem neu gezimmerten Holzgerüst lag. Und diese sogenannten Spriegellatten hatten es in sich, und zwar 200 Pakete Opium. Die Latten waren nicht massiv, sondern bestanden aus zusammengeleimten dünnen Brettern. Ein mobiles Röntgengerät zeigte den Fahndern des Hauptzollamts Stralsund noch auf der Autobahn die mit Drogen gefüllten Hohlräume dazwischen. Nun berichteten Zollkriminalamt und Bundesfinanzministerium auf einer Pressekonferenz über den Erfolg. Der 57-jährige türkische Fahrer wurde festgenommen, er sitzt in Haft und schweigt. Wegen der großen Menge drohen ihm bis zu 15 Jahre Haft. Die Ermittler setzen jetzt auf die Auswertung der beiden Mobiltelefone, des Navigationsgerätes und des Fahrtenschreibers, um an die Hintermänner zu kommen. Klar scheint nur, dass hinter dem Transport eine professionell agierende Bande stecken muss. Unklar bleibt, wo aus dem Rohopium Heroin hergestellt werden sollte. Bislang geschah dies überwiegend in Laboren in der Türkei. Möglicherweise, so hieß es, wollten die Dealer mit der Herstellung in Berlin einen größeren Anteil an der Gewinnmarge erzielen. Ein Indiz dafür ist, dass 2012 nach einer Statistik des Bundeskriminalamtes gleich drei Drogenlabore in Berlin aufgeflogen sind. In den zehn Jahren zuvor waren es zusammen nur vier. Insgesamt sinkt der Stellenwert des Heroins in der Drogenszene. Nach Angaben des Bundeskriminalamtes sank die Zahl der registrierten Delikte 2012 um 25 Prozent auf etwa 14 000. Dies ist der niedrigste Stand seit 25 Jahren. Bekanntlich boomen dagegen seit Jahren synthetische Drogen wie Amphetamin und Crystal. Der Anteil von Heroin am Drogenhandel sank 2012 auf acht Prozent, 2011 waren es noch zehn Prozent. Afghanistan ist weiterhin absoluter Spitzenreiter bei der weltweiten Opiumproduktion. Auf 154 000 Hektar wird Schlafmohn angebaut, aus denen nach Angaben des BKA 3700 Tonnen Opium entstehen. Aus den in Pomellen gefundenen 228 Kilogramm Opium wären nach dem in der Szene üblichen „Strecken“ etwa 150 Kilogramm Heroin geworden. Zum Vergleich: 2012 konnte die Berliner Polizei nur 13,5 Kilogramm sicherstellen.

Tsp

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