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Berlin: Palermo Bar

Der Fahrstuhl saust vom Entree nach oben und öffnet sich. Vielleicht in der dritten Etage, so genau ist das bei der Fahrt an einer hohen Wand ohne Öffnung nicht zu erkennen.

Von Frank Jansen

Der Fahrstuhl saust vom Entree nach oben und öffnet sich. Vielleicht in der dritten Etage, so genau ist das bei der Fahrt an einer hohen Wand ohne Öffnung nicht zu erkennen. Es geht durch einen sachlich-modernen Gang zu der kleinen Bar des Swissôtel. Eigentlich ist es nur eine Art bar corner, aber schön gestylt. Ein eleganter, u-förmiger Tresen mit abgerundeten Ecken, Hocker und eine Handvoll Tische sowie dunkelbraune Clubsessel. Und der Blick! Aus großen Fenstern kann man das Treiben vom Übergang der Joachimstaler Straße zum Kurfürstendamm beobachten. Aber warum heißt diese aparte Hotelschänke „Palermo Bar“?

Beim Besuch von drinking man und compañera schien Palermo weit weg zu sein. Keine kitischige Sizilienromantik, keine römisch-antiken Restposten, es trieben auch keine mafiosen Dunkelmänner Schutzsteuern ein. Die Karte irritierte weniger. Sie ist edel gestaltet und üppig. Etwas überraschend: Als „Der Klassiker“ wird der Raffles Singapore Sling angepriesen. Nun gut, dieser Cocktail zählt zum Standardrepertoire jeder besseren Bar. Warum er so herausgehoben wird, blieb jedoch unklar. Schon wieder ein Rätsel. Was haben der Singapore Sling und das alte Raffles Hotel in der fernöstlichen Hafenstadt mit dem Swissôtel in Berlin zu tun? Ein Blick ins Internet hilft weiter. Die Swissôtel-Kette gehört wie das Kolonialjuwel in Singapur zum Konzern Raffles Holdings. Doch ein Dreh nach Palermo war nicht zu finden.

Also dann, der Raffles Singapore Sling. Er war sehr süß, fast schon grenzwertig, ließ sich aber gut trinken. Etwas überraschend kam der junge Keeper vorbei und fragte nach dem Geschmack. Vielleicht ist „Der Klassiker“ dem Swissôtel so wertvoll, dass permanente Qualitätskontrolle angeordnet wurde. Wunderbar und ohne jeden Makel war der Strawberry Daiquiri, der Mojito hingegen hätte etwas mehr Zucker vertragen können. Vielleicht pegelt sich die Süßebalance zwischen Sling und Mojito noch ein.

Die Servierdame brachte dann noch einen angenehmen Fritsch (Orange, Zitrone, Limette, brauner Rohrzucker, Maracuja). Auf die Frage, wie der komische Name zustande kam, verdrehte der Keeper seine rechte Faust, als solle eine Frucht in eine Presse gedrückt werden, und sagte „fritschhh“. Ah ja. Das Berliner Swissôtel ist für Liebhaber seltsamer Namensgebung der ideale Ort.

Es gab übrigens auch noch heiße Dosenerdnüsse in einem Wasserglas. Vielleicht stammt ja die Mikrowelle aus Palermo.

Palermo Bar, im Swissôtel, Augsburger Str. 44, Charlottenburg, Tel.: 22 010 22 85, täglich von 18 Uhr bis 2 Uhr 30 / Übrigens: Alle Thekentänze der vergangenen drei Jahre sowie das Ranking 2006 findet man ab sofort im Internet unter der Adresse www.tagesspiegel.de/thekentanz

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