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Berlin: Papst Benedikt kommt nach Berlin

Die katholischen Gemeinden sind von neuem Engagement belebt – schon seit dem Weltjugendtag in Köln

Es sieht so aus, als käme Papst Benedikt XVI. bald nach Berlin. Immerhin rechnet der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann „in absehbarer Zeit“ mit einem Besuch des katholischen Kirchenoberhaupts in Ostdeutschland und Berlin. In der nächsten Woche, kündigte Lehmann gestern an, komme der päpstliche Reisemarschall, Alberto Gasbarri, in die Hauptstadt.

Ein Besuch des Papstes wäre für die Berliner Katholiken ein Riesenereignis. Schon der Weltjugendtag in Köln war für viele Teilnehmer eine Art Rausch, ein sechs Tage dauernder Ausnahmezustand. Aus Berlin sind vergangenen August etwa 2500 Jugendliche dorthin gefahren. Was ist von der Begeisterung geblieben? Wenn man sich im Erzbistum Berlin umhört, erfährt man: Wer in Köln dabei war, kam verändert zurück und beschäftigt sich seitdem intensiver mit seinem Glauben oder engagiert sich im sozialen Bereich.

„Es gab durchaus Veränderungen“, sagt Kaplan Matthias Goy von der Gemeinde St. Matthias am Winterfeldtplatz. Der Tagesspiegel hatte ihn und seine Gruppe nach Köln begleitet. Jetzt treffen sich die Jugendlichen einmal wöchentlich zu einem „Glaubens-Talk“. Aus der Gemeinde Heilige Familie in Rüdersdorf reisten elf Jugendliche zusammen mit sieben Gästen aus Guatemala nach Köln, darunter auch Ludwig Dobe. Es sei das Gemeinschaftserlebnis gewesen, was ihn und seine Freunde so begeistert habe, sagt der 19-Jährige. Auch hätten sie von ihren Gästen aus Guatemala gelernt, wie lebendig der Glauben gelebt werden kann. Viele würden jetzt schon Geld sammeln, um 2008 zum Weltjugendtag nach Sydney fliegen zu können.

„Ich kam aus Köln zurück und dachte: Was jetzt?“, sagt David Dudyka. Dann kam der 19-Jährige auf die Idee, das weltgrößte „Hungertuch“ zu bemalen. Er begeisterte die Herz-Jesu-Gemeinde in Bernau, fand Jugendgruppen sogar in Nordrhein-Westfalen, die kommendes Wochenende gemeinsam ein 200 Quadratmeter großes Tuch bemalen mit Motiven aus der Passion Christi und dem Thema Aids. Unterstützt wird die Aktion vom Hilfswerk Misereor, das seit 40 Jahren offiziell Hungertücher von Künstlern bemalen lässt und vertreibt. Die Tücher gehen auf den katholischen Brauch zurück, während der Fastenzeit das Kruzifix in den Kirchen mit einem Tuch zu bedecken.

Schon beim Tag des sozialen Engagements, der dem Weltjugendtag vorausging, hatten Jugendliche in 77 Berliner Projekten 20 000 Stunden ehrenamtlich gearbeitet. „Da haben viele zum ersten Mal gemerkt, dass Glauben nichts Abstraktes ist, sondern sich im konkreten Handeln realisiert“, sagt Bistums-Jugendseelsorger Helmut Jansen. Das habe so beflügelt, dass viele Gemeinden und Verbände solche Tage wiederholen wollen. Die offizielle Jugendkirche des Bistums, St. Michael in Kreuzberg, hilft den Gemeinden bei der Organisation, im Juli fahren Gruppen zum Workcamp nach Russland.

„Hier können wir uns bei den Gottesdiensten einbringen, hier werden wir ernst genommen“, hörte man von Jugendlichen in Köln oft. „Aber wenn wir zu Hause mitgestalten wollen, sagt der Pfarrer nur: Das geht nicht und jenes auch nicht.“ Um daran etwas zu verändern, haben sich die Mitarbeiter der Jugendkirche „Limo“ ausgedacht, „Liturgie mobil“. Wer sich im Gottesdienst einbringen möchte, aber nicht weiß wie, kann „Limo“ buchen: Mitarbeiter kommen in die Gemeinde und überlegen sich mit den Jugendlichen neue Ideen für den Gottesdienst und helfen beim Gespräch mit dem Pfarrer. „Die Jugendlichen übernehmen gerne Verantwortung“, sagt Helmut Jansen, „man muss ihnen nur die Freiheit lassen und Raum zum Gestalten.“

Claudia Keller

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