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Berlin: Perserkatze auf dem Sprung

Jasmin Shakeri ist R&B-Sängerin, Tänzerin, Texterin und Charlottenburgerin. Bald kommt ihre erste CD

„Ich lass es sein, auch wenn die Luft vibriert, in meinem Kopf ist es längst passiert.“ Jasmin Shakeri ist nicht leicht zu haben, nicht in ihren Songs, und auch nicht im wahren Leben. Die Zeilen stammen aus einem Stück über die Begegnung mit einem Fremden in einer Hotellobby. So was könnte öfter vorkommen, denn die 27-jährige gebürtige Berlinerin mit iranischen Wurzeln reist seit Jahren als Backgroundsängerin im Tourneetross von Musikern wie Ayman oder Yvonne Catterfeld durch die Lande. Gestern Abend trat sie mit dem Hamburger Jan Delay im Admiralspalast auf. Wenn sie nicht auf der Bühne steht, trifft man Jasmin Shakeri im Kreuzberger Studio des Produzentenduos „Beathoavenz“. Da arbeitet sie am ersten eigenen Album, das nächstes Jahr erscheint. „Ich hüte das wie einen Schatz auf einem roten Kissen.“

Wer schon mal reinhören darf, merkt schnell: Die Frau kann singen und unterhalten. Es gibt Soul, Hiphop, R&B, mit sprachspielerischen Texten. Auch der erfolgreiche Arabesk-Sänger Muhabbet schätzt sie: „Yeahhh, ick bin ein Fan!!“, hat er sich augenzwinkernd auf ihrer Internetseite verewigt. Längst lebt sie von der Musik. Die Charlottenburgerin ist auf dem Weg, Berlins Beyoncé zu werden – ihr Stil erinnert an die Frontsängerin der US-Frauenband Destiny’s Child.

Wir sind aber nicht am Hollywood Boulevard, sondern in der Reichenberger Straße, Hinterhof, fünfter Stock. Das Studio: Poster, Goldene Schallplatten, Graffiti, roher Stein. Mittendrin Jasmin Shakeri – sprich „Schakehrie“ – im musikvideokompatiblen Outfit. Sie trägt naturfarbene Klamotten, modern gestylt: „Farbästhetisch hat der Geschmack meiner Mutter mich beeinflusst.“ Diese ist Modedesignerin, der Vater Diplomingenieur, ihr Bruder Oberarzt an der Charité. Die 27-Jährige ging in Grunewald zur Schule, studierte Nordamerikanistik, Anglistik und Romanistik an der Freien Universität. Und lebt wie viele Berliner mit Migrationshintergrund zwischen den Welten.

„Hier in Berlin falle ich äußerlich aus dem Rahmen, obwohl ich innerlich wie die anderen bin. In Teheran rage ich optisch nicht heraus, bin aber innerlich anders .“ Sie ist sich bewusst, dass sie als Exotin gilt – wäre sie ein Mann, „würden mich viele als Kanake sehen, dann wäre ich mit noch stärkeren Vorurteilen konfrontiert“. Was wirklich in ihr steckt, wissen ihre Produzenten von den „Beathoavenz“. Das DJ-Duo hat schon mit Gentleman gearbeitet, Remixe für Gwen Stefani und Kanye West produziert. „Die Jungs und ich sind wie eine Faust“, sagt Shakeri, „einen Finger kann man brechen, die Faust ist geballte Kraft.“ Jasmin liebt solche Sprachbilder, damit verleiht sie ihren Songs Energie. „Wer Deutsch hässlich findet, hat nicht Schiller, Goethe und Böll gelesen.“ Anders als etwa die Aggro-Rapper textet sie „ohne Kraftausdrücke, das ist mir wichtig“.

Das klingt aber auch so schon ganz schön provokativ selbstbewusst und erotisch. Von einer Frau hat man solche Texte noch nicht gehört – Mikro an, Kopfhörer auf: „Dir wird diese Ehre zuteil: Weil du verstehst, dass ich öfter mal weg bin, zum Teufel mutierst, wenn ich mit dir im Bett bin. Hoppe hoppe Reiter, wenn sie kommt, dann schreit er.“ „Spank dat ass“ heißt der Titel über leidenschaftlichen Sex, den sie mit einem ihrer Lieblingskollegen, dem Rapper Megaloh, performt, und der bereits auf einer Beathoavenz-CD erschienen ist. „Ich möchte mit dieser provokativen und fordernden Haltung aber ein Vorbild für Frauen sein, anstatt lediglich Fantasien von Männern zu bedienen.“ Jasmin will Frauen stärken – „supporten“, sagt sie.

Bei männlichen Hiphopern gebe es oft diesen Wettstreit, wer am längsten rappen könne, die meisten Frauen habe, der coolste Typ sei. Shakeri will da nicht mitmachen. Sie erzählt lieber Geschichten, verfasst Gedichte. Wie in „100 Takte Beziehung“: „Meinst du, dass ich um Liebe bettele und bete, mich wie ’ne Klette verzettele und dabei so täte, als wär ich die Marionette, du meine Drähte, als wärst du der Künstler, ich deine formbare Knete?“ Die ausgebildete Tänzerin und Schauspielerin weiß, was sie kann und will; im Frühjahr feierte sie in der „Hip H’Opera - Cosi fan tutti“ an der Komischen Oper Erfolge. Da standen Opernsänger und Rapper gemeinsam auf der Bühne. Für diese Begegnung zweier Welten war Shakeri – anders als für die in der Hotellobby – sofort zu haben.

Mehr zu Jasmin Shakeri im Internet:

www.myspace.com/jasminshakeri

Annette Kögel

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