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Berlin: Peymann blieb auf keinem Stuhl sitzen

Was kann man mit einer MäusekopfMaske nicht alles anfangen! Sie beim Skifahren aufsetzen wegen der Stromlinienform, mit den rechts und links herunterlappenden Fellteilen als Ohrenschützern.

Was kann man mit einer MäusekopfMaske nicht alles anfangen! Sie beim Skifahren aufsetzen wegen der Stromlinienform, mit den rechts und links herunterlappenden Fellteilen als Ohrenschützern. Oder damit die Kinder erschrecken: „Wenn du nicht artig bist…“ Niemand soll Claus Peymann nachsagen, er sei nicht findig im Ersinnen neuer Verwendungen für Abgelegtes aus dem Fundus des Berliner Ensembles. Dass er Auktionen nur vom Hamburger Fischmarkt her kennen will – man glaubt es kaum. Mit fünf Euro ist er in die Versteigerung des Mäusekopfs eingestiegen, ein Requisit, von dem sich nicht mal klären ließ, wo es mitgespielt hat, und er hat ihn doch – „Zum Ersten, zum Zweiten, zum Drrr…“ – ruckzuck auf 30 Euro getrieben. Und davor dieses Wunder von einem Hut, ein „Viktualienhut“, wagenradgroß mit Leckereien drauf, für Leander Haußmanns „Elektra“-Inszenierung gefertigt, als untragbar von der Bühne verbannt – der geht sogar für 65 Euro weg. Szenenapplaus!

„Peymann räumt auf“ – was für eine Untertreibung. Eine Versteigerung von Requisiten, Kostümen und dem Mobiliar aus Helene Weigels legendärer BE-Kantine war angekündigt, aber was dann gestern stattfand, das war schon großes Theater, eine Ein-Mann-Show mit Holzhammer, vier Stunden lang im Hof des Berliner Ensembles, geradezu ein Theatervolksfest aus dem Stegreif, angereichert mit Anekdoten und freundlichen Stichelein gegen Kollegen. Dieses Ballkleid da sei für eine „Puntila“-Inszenierung von Einar Schleef angefertigt worden, von diesem aber aus unerfindlichen Gründen abgelehnt worden. Das neue Kostüm, ulkte Peymann, habe bestimmt genauso ausgesehen.

Einige hundert Thaterfreunde waren gekommen, viele steigerten fleißig mit. Leute wie Albert und Cornelia Peters, die schon einige Plakate erworben hatten und nun für vier Masken, darunter Charlie Chaplin, bei 150 Euro den Zuschlag erhielten. Besonders der Tramp hatte es ihnen angetan, den wollen sie einer Freundin in Norwegen zum 50. Geburtstag schenken.

Der Höhepunkt war natürlich das Mobiliar der Kantine, um die regelrechte Bieterschlachten tobten. Alle knapp 80 Stühle und 20 Tische gingen weg, verteilt auf mehrere Bieter. Und nur weil es zu spät wurde und man die Auktion beendete, blieben wenige Fundusstücke zurück und wurden aufgespart für künftige Holzhammer-Termine. 11 000 Euro kamen zusammen, berichtete Dramaturg Hermann Beil am Abend. Damit soll nun ein Azubi im technischen Bereich bezahlt werden. ac

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