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Berlin: Pflüger fordert mehr Willen zur Integration

CDU-Spitzenkandidat bei Türkischer Gemeinde

Der Präsident und der Generalsekretär haben sich die Arbeit aufgeteilt. Der Präsident der Türkischen Gemeinde zu Berlin, Taciddin Yatkin, ist beim Besuch des CDU-Spitzenkandidaten Friedbert Pflüger für die Freundlichkeiten zuständig. Sein Generalsekretär Celal Altun übernimmt den kritisch-fordernden Part. Die Diskussion zwischen dem CDU-Mann und den Vertretern der Türken in Berlin verläuft nicht ohne Reibungen.

Getroffen haben sie sich bei Pflügers gestrigem Bezirksbesuch in Friedrichshain-Kreuzberg. Die Türkische Gemeinde hat ihr Büro am Kottbusser Tor, in einem Flügel des früher mal Neuen Kreuzberger Zentrums. Sieht man aus dem Fenster, fallen Betonwände und Satellitenschüsseln ins Auge. Hinter Pflüger und dem Verbandspräsidenten Yatkin hängen drei Fotos: Hoch oben der türkische Staatsgründer Kemal Atatürk in Anzug und mit Fliege, ein Schwarzweiß-Bild, auf dem Atatürk wirkt wie ein Kollege von Humphrey Bogart; etwas niedriger Farbbilder der Präsidentenkollegen Horst Köhler (Deutschland) und Ahmet Sezer (Türkei). Pflüger hat sein Integrationskonzept dargelegt. Zum friedlichen Zusammenleben gebe es keine Alternative, sagte er, „wenn wir mehr Arbeit haben, dann haben wir auch bessere Integration“ und „wir haben viel zu spät erkannt, dass wir ein Einwanderungsland sind“. Er hat auch gesagt, dass „ausgewiesen werden“ müsse, wer – Stichwort Sürücü – die deutschen Gesetze und die Grundwerte nicht achte.

Dem Generalsekretär Altun passte die ganze Richtung nicht. Er wolle doch mal daran erinnern, dass der Mord an Hatun Sürücü ein „Ausnahmefall“ gewesen sei, der nun wieder auf das Ansehen aller Türken zurückwirke. Und er wolle wissen, was Pflüger denn zu tun gedenke, um die Perspektiven der Türken in Berlin zu verbessern. Pflüger hatte „gute Deutschkenntnisse“ verlangt – werde es mehr Lehrer geben, kleinere Klassen, mehr Förderung für Migrantenkinder? Da wurde der Kandidat konkret: Er wolle den Deutschtest für Vierjährige und Förderunterricht für alle, die nicht Deutsch sprechen, damit sie das können, wenn sie in die Schule kommen. Es gebe aber auch Migranten „in erklecklicher Zahl, die sich nicht integrieren wollen“. Die müssten sich kritische Fragen gefallen lassen.

Weil man bei den schwierigen Themen war, fragte Verbandspräsident Yatkin nach der EU-Mitgliedschaft und nach dem Umgang mit der Armenien-Frage. In Sachen EU warnte Pflüger vor hohen Erwartungen. Was Armenien anbelangt: „Auch wenn Sie es nicht gerne hören“ komme das, was Türken den Armeniern angetan haben, „einem Völkermord nahe“. Deutsche hätten keinen Anlass zur Selbstgerechtigkeit. Doch werde sich die Türkei, wenn sie wirklich in die EU wolle, dem Thema stellen müssen. wvb.

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