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Berlin: Plattenbau auf Stelzen

Die Highdeck-Siedlung in Neukölln wird 25 Jahre alt

Durch ihr Viertel laufen die Bewohner der Neuköllner Highdeck-Siedlung wie auf Stelzen. Sie erreichen ihre Wohnungen über ein System aus über 100 Brücken und Fußwegen, die als Garagendach für die ebenerdigen Parkdecks dienen. Vor 25 Jahren war dieses Konzept der Architekten Oefelein und Freund in Europa einzigartig: Sie hatten den Autoverkehr unter den Wohnbereich gelegt. Die Sozialwohnungen wurden über der Garagen- und Straßenebene gebaut. Die Architektur erregte auch deshalb besondere Aufmerksamkeit, weil die Plattenbauten durch ihre nur vier bis sechs Geschosse im Kontrast zur damaligen Hochhaus-Baupraxis standen.

Heute wirkt die für 8500 Menschen geplante Anlage rechts und links von der Sonnenallee, zwischen Schulenburgpark und Heidekampgraben, immer noch modern. Die Mehrzahl der Wohnungen entspricht den aktuellen Wohnstandards. Doch mit der Highdeck-Siedlung sind auch die Bewohner älter geworden, und es zeigt sich: Trotz eines Seniorenhauses und etlicher seniorengerechter Wohnungen ist die Siedlung nichts für alte Menschen. Sie klagen über Lärm, zugige Fenster und Heizungsprobleme. Doch die Wohnungsbaugesellschaft „Stadt und Land“ hat kein Geld für eine Sanierung. „Unser Programm heißt Hegen und Pflegen“, sagt Pressesprecherin Dagmar Neidigk.

Viele Menschen haben die Siedlung seit der Wende verlassen. „Wenn die Kinder aus dem Haus sind, sind 80 Quadratmeter zu viel“, sagt Marina Hentschel, die seit zwanzig Jahren in der Siedlung lebt. Sie fühlt sich wohl, aber verkleinern kann sie sich hier nur schwer. Die meisten der Wohnungen haben um die 80 Quadratmeter – und kosten rund 600 Euro warm. Die Bevölkerungsstruktur hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Besserverdienende sind weggezogen, der Anteil an Ausländern wuchs. Er liegt heute bei 23 Prozent – ein Problem für viele ältere Bewohner.

Martina Buhtz und Ines Müller, die das Quartiersmanagement betreiben, versuchen die Fluktuationsrate zu senken. Sie richteten einen Computertreff für Über-40-Jährige ein, entwickelten einen Nachbarschaftstreff, kümmern sich um neue Spielplätze. Sie versuchen, die Arbeitslosen mit den Arbeitenden zusammenzubringen und die Migranten aus verschiedenen Nationen zu einen. So sollen die Nachbarschaftskonflikte entschärft werden. Reinhart Bünger

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