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Berlin: Plötzlich war die Angeklagte weg 64-Jährige floh vor ihrem Prozess

Rettete sie im Krieg einen Piloten?

Gerade hatte man sie noch gesehen. Wie sie vor dem Saal 820 stand, blond und im hellen Mantel. Doch dann tauchte die Presse auf – und die Angeklagte ab. Der Verteidiger ging auf die Suche. Vergeblich. Reisevermittlerin Regina S. hatte sich kurz vor Beginn des Prozesses aus dem Staub gemacht. Ratlos versuchte es ihr Anwalt mit einer Erklärung. Ungerührt erließ das Landgericht Haftbefehl.

Bei der 64jährigen Reisevermittlerin soll so manche Traumreise für Kunden zum finanziellen Albtraum geworden sein. Gelder für eine Gruppenreise nach Australien, für eine Kreuzfahrt von Teneriffa nach Brasilien oder für Flüge in die Türkei soll sie in die eigene Tasche gesteckt haben. Laut Anklage veruntreute sie in den Jahren 2000 und 2001 rund 50 000 Euro. Vorerst aber waren es einige ihrer einstigen Kunden, die von Reisen berichteten, die sie nicht oder nicht wie geplant antreten konnten. Ein Steglitzer Ehepaar beispielsweise hatte eine Kreuzfahrt für rund 4000 Euro gebucht und sofort bezahlt, weil die Reisevermittlerin einen „enormen Preisnachlass“ angeboten hatte. „Dann war alles weg“, sagte die Frau. Sie und ihr Mann erfüllten sich ihren Reisetraum trotzdem. „Wir griffen nochmal in die Tasche.“

Eine Bekannte der Angeklagten, die ebenfalls geprellt worden war, wusste von einem Hang zum Luxus bei Regina S. zu berichten. So habe sie ihren Kindern wahre Traumhochzeiten spendiert – einmal mit rosa Cadillac in den USA. Verwundert war die Frau allerdings darüber, dass Regina S. nun ausgerechnet vor der Presse geflohen war. Weil sie gern in der Öffentlichkeit stehe, erst kürzlich in einer Zeitung darüber berichtet habe, wie sie als Siebenjährige im März 1945 einem amerikanischen Piloten geholfen habe. K.G.

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