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Berlin: Politisch unkorrekte Bilder

Eine Ausstellung zeigt, wie Tabus funktionieren

Die Zigarettenmarke „West“ warb mit einer jungen Frau, in der Hocke sitzend, den Slip über den Knien, lachend. „Für gleiches Recht für alle“, stand auf dem Plakat. Nachdem es demoliert worden war, beschaffte sich der Kölner Kunstsammler Hartmut Kraft die letzten beiden Exemplare. Eins hängt in der Ausstellung „Kunst und Tabu“ in der Medizinhistorischen Sammlung der Charité. Die „West“Frau hatte wohl ein Bild-Verbot verletzt – genau wie der Berliner Künstler Wolf Vostell, der ein Foto von jüdischen Frauen vor der Ermordung in Treblinka mit einer Wetterkarte unterlegte und in der gleichen Weise ein Bild vom Massaker in My Lai herstellte: Tote Vietnamesen, wetterkartenunterlegt, neben den jüdischen Frauen – ein doppelter Tabubruch. Oder die Hitler-Bilder des schizophreniekranken Mannes namens Theo: Kraft, von Beruf Psychologe, hat eine Geschichte bildlicher Tabu-Darstellungen und Tabu- Missachtungen zusammengestellt. Nicht alles erschließt sich auf den ersten Blick, doch gibt es textliche Deutungshilfe. In einer Zeit, in der politische Korrektheit Tabus vorgibt, ist das eine interessante Bilderschau. wvb.

Die Ausstellung des Medizinhistorischen Museums, Schumannstraße 20/21, beginnt heute um 18 Uhr. Öffnungszeiten: Sa./So. sowie Di.-Fr. 10-17, Mi. 10-19 Uhr.

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