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Berlin: Polizei bleibt dabei: Überfall von Rechten „nichts Besonderes“

Von Lars von Törne Mit Betroffenheit haben am Montag Verkehrsbetriebe und Politiker auf den Überfall von vermutlich Rechtsradikalen auf zwei Jugendliche in Steglitz reagiert. Die beiden waren, wie berichtet, in der Nacht zu Sonntag ohne erkennbaren Anlass von mehreren Männern mit kurzgeschorenen Haaren und Bomberjacken in einem Bus rassistisch beschimpft, angegriffen und schwer verletzt worden.

Von Lars von Törne

Mit Betroffenheit haben am Montag Verkehrsbetriebe und Politiker auf den Überfall von vermutlich Rechtsradikalen auf zwei Jugendliche in Steglitz reagiert. Die beiden waren, wie berichtet, in der Nacht zu Sonntag ohne erkennbaren Anlass von mehreren Männern mit kurzgeschorenen Haaren und Bomberjacken in einem Bus rassistisch beschimpft, angegriffen und schwer verletzt worden. Eines der Opfer ist ein Iraner, sein deutscher Freund wollte ihn vor der Attacke schützen. Empörung löste die Einschätzung der Polizei aus, der brutale Überfall sei kein rechtsradikaler Angriff, sondern „eine kleine Schlägerei, wie sie öfter mal vorkommt.“ Der Busbetreiber und die S-Bahn betonten, der Vorfall sei ein „absoluter Einzelfall“.

Die Suche nach den geflüchteten Tätern blieb auch am Montag ohne Erfolg. Nach Auskunft eines Polizeisprechers sollen die Opfer der Attacke sowie fünf Zeugen der Tat in den kommenden Tagen erneut vernommen werden. Aus Sicht der Polizei ist es bislang noch nicht erwiesen, dass die Tat tasächlich einen rechtsradikalen Hintergrund hatte. „Die Täter hatten Glatzen und trugen Bomberjacken – aber das macht die Tat noch nicht rechtsradikal“, sagte ein Polizeisprecher. Im Tagesspiegel zitierte Zeugenaussagen, denen zufolge die Täter vor der Tat deutschnationale Sprüche gebrüllt und sich den Iraner gezielt als Opfer ausgesucht hätten, lägen der Polizei bisher nicht vor. „Wir haben uns doch in der Schule auch geprügelt, das ist doch nichts Besonderes“, sagte der Polizeisprecher. Vertreter von Regierungsparteien und Opposition verurteilten diese lapidare Einschätzung. Der rechtspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Klaus Uwe Benneter, sagte dem Tagesspiegel: „Von der Berliner Polizei erwarte ich, dass sie einen solchen Vorgang nicht mit lascher Routine abtut, sondern alles unternimmt, die rechten Schläger umgehend dingfest zu machen." Die innenpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Heidemarie Fischer, fragte: „Wenn rechte Parolen, Glatzen und Bomberjacken nicht auf einen rechtsradikalen Hintergrund deuten – was denn dann?“ Benneter kündigte an, im Innenausschuss die „Bagatellisierung“ des Vorfalls zum Thema zu machen. Der grüne Innenpolitiker Volker Ratzmann sagte, er hätte von der Polizei mehr Sensibilität erwartet.

Der Fahrer des für die S-Bahn arbeitenden Busbetriebs Bayern Express wies am Montag die Vorwürfe der Opfer zurück, er habe sich nicht eingemischt und die Polizei zu spät informiert. Nach Darstellung von Bayern-Express-Geschäftsführer Jörg Schaube stoppte der Fahrer kurz nach Beginn der Auseinandersetzung den Bus, ging auf die Jugendlichen zu und schlichtete den Konflikt vorübergehend. Als die Männer dann kurz darauf erneut auf ihre Opfer einschlugen, habe er an der nächsten Haltestelle angehalten. Während die Täter den Bus verließen, habe er die Polizei gerufen. Eine Freundin der Opfer bekräftigte hingegen ihre Darstellung, derzufolge sie den Fahrer längere Zeit erfolglos um Hilfe bat, bevor er die Polizei informierte. Sollte dies zutreffen, so SPD-Mann Benneter, „hat sich der Fahrer einer unterlassenen Hilfeleistung strafbar gemacht.“ Außerdem sei es „unfassbar“, dass die anderen Fahrgäste – Zeugen zufolge etwa zehn Personen – nicht eingegriffen hätten.

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