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1000-facher Betrug mit Online-Zugtickets: Zwei junge Berliner vor Gericht geständig

Sie lockten Bahnfahrer mit Billig-Angeboten im Netz. Die Online-Tickets, die sie den nichts ahnenden Kunden zuspielten, waren zwar echt. Doch die Betrüger nutzen zum Einkauf gestohlene Kreditkarten.

Bahntickets zum Schnäppchenpreis boten zwei junge Männer über das Internet an. In 1090 Fällen konnten Reisefreudige den Billig-Angeboten wie „40 Euro von Berlin nach Amsterdam“ nicht widerstehen. Zwar waren die Online-Fahrkarten echt, doch Osman T. und Tarik H. hatten laut Anklage für ihre Buchung stets gestohlene Kreditkartendaten eingesetzt. Vor Gericht legte der 23-jährige T. nun ein umfassendes Geständnis ab. Die Datensätze habe er im Internet gekauft, seine Beute beim Pokern verjubelt.

Bis Ende 2012 war Osman T., ein ausgebildeter Rettungssanitäter, für die Justiz ein unbeschriebenes Blatt. Doch dann stieß der Mann aus Spandau auf Internet-Foren, in denen sich Kriminelle tummeln. Der Zocker witterte schnelles Geld. Er kaufte Daten von Kreditkarten, die andere Internet-Betrüger abgefischt hatten. Damit baute sich T. einen schwunghaften Handel mit Billig-Bahn-Tickets auf.

Geld für den Pokertisch

Mehr als 40 Datensätze sollen T. und H. für Zahlungen bei der Deutschen Bahn eingesetzt haben. Der Schaden belaufe sich auf insgesamt 250 000 Euro, so die Anklage. „Ich habe 20 000 und 30 000 Euro eingenommen“, erklärte dagegen der junge Betrüger. Das Geld sei zum großen Teil am Pokertisch geblieben oder für Partys ausgegeben worden. Bis im September die Polizei vor der Tür stand. 90 Beamte waren bei dem Schlag gegen mehrere mutmaßliche Fahrkarten-Betrüger im Einsatz und durchsuchten Wohnungen in Spandau, Neukölln, Mitte. T. befindet sich seitdem in Haft.  

Zunahme des Ticket-Betrugs

Es ist ein Schwindel, der in den letzten Jahren enorm zugenommen hat. Die Zahl der Verdachtsfälle ist von 400 im Jahr 2011 auf rund 28 000 im vergangenen Jahr gestiegen. Täter wie T. lassen sich von den Käufern deren Namen, Adressen, Datum und Ziel der gewünschten Reise schicken und kauften die Zugtickets dann zum regulären Preis im Internet. Der Betrug fliegt erst auf, wenn der Eigentümer der Kreditkarte auf seiner Abrechnung feststellen muss, dass seine Daten missbraucht wurden.

Nach T. zeigte sich auch Tarik H., ebenfalls nicht vorbestraft, geständig. Zwei weiteren Angeklagten wird in dem Prozess um gewerbs- und bandenmäßigen Betrug Beihilfe vorgeworfen. Osman T., der an fast allen Taten beteiligt gewesen sein soll, wurden bei einem glaubhaften Geständnis maximal vier Jahre und sechs Monate Haft zugesichert.

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