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Polizisten tragen sichergestelltes Material aus der Bibliothek im Hausprojekt "Reiche 63a".

© Jörg Carstensen/dpa

Update

Durchsuchungen in Berlin: Ermittler gehen gegen mutmaßliche Linksextremisten vor

Es geht um G20 in Hamburg und den Verdacht einer kriminellen Vereinigung: In fünf Bezirken gab es Durchsuchungen – auch in einem Kreuzberger Hausprojekt.

Ermittler sind am Mittwochmorgen in Berlin mit Durchsuchungen an mehreren Orten gegen mutmaßliche Linksextremisten vorgegangen. Der Generalbundesanwalt wirft fünf Verdächtigen die Gründung einer kriminellen Vereinigung vor, wie ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur in Karlsruhe sagte. Sie sollen sich zusammengetan haben, um politisch motivierte Straftaten zu begehen.

Laut Bundesanwaltschaft waren von der Aktion auch drei nicht tatverdächtige Berliner betroffen. Zeitgleich seien in der griechischen Hauptstadt Athen zwei Objekte durchsucht worden, sagte der Sprecher. Festnahmen habe es zunächst nicht gegeben.

Die Ermittler vermuten nach dpa-Informationen Verbindungen zu den Ausschreitungen beim G20-Gipfel in Hamburg im Juli 2017. Das Gipfeltreffen wichtiger Wirtschaftsmächte in der Hansestadt war von gewalttätigen Protesten und Krawallen überschattet gewesen. Randalierer hatten zahlreiche Autos angezündet, Streifenwagen angegriffen und im Schanzenviertel gewütet.

Im Zentrum der Ermittlungen stehen nach Informationen aus Sicherheitskreisen zwei 29 und 26 Jahre alte Brüder aus Berlin. Das hatte zuvor der „Spiegel“ berichtet. Demzufolge hat das Berliner Landeskriminalamt die Männer, die dem linksextremen Spektrum zugerechnet werden, bereits vor einiger Zeit als sogenannte relevante Personen eingestuft, eine Kategorie unter dem „Gefährder“-Status.

Ein Ziel war die anarchistische Bibliothek „Kalabal!k“

Wo genau die Durchsuchungen stattfanden, wurde nicht mitgeteilt. Der Sprecher der Bundesanwaltschaft bestätigte aber, dass die sogenannte anarchistische Bibliothek „Kalabal!k“ in der Reichenberger Straße in Kreuzberg betroffen war. Sie befindet sich in der „Reiche 63a“, einem linken Hausprojekt, das bis vor wenigen Jahren das letzte Kreuzberger „Bezirkshaus“ war. In der Hausbesetzerzeit mietete der Bezirk selbst Häuser an und vermietete sie an die Bewohner weiter.

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In der Reichenberger Straße war zu beobachten, wie Polizisten mit Sturmhauben vor dem mit Graffiti besprühten Hauseingang standen, während Kartons und Gegenstände in Plastiksäcken aus dem Gebäude getragen wurden.

Die Bibliothek war im Mai 2018 schon einmal von der Berliner Polizei durchsucht worden. Die Razzien standen ebenfalls in Zusammenhang mit dem G20-Gipfel. Damals ging es um den Vorwurf der Verleumdung von Hamburger Politikern und Polizeiführern bei einer Plakat-Aktion. (Tsp, dpa)

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