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Hatun-und-Can-Prozess: Spendenbetrug:Angriff der Verteidigung

Es bleibt ein Prozess der verhärteten Fronten: Nun will der Verteidiger von Udo D., der als Vorsitzender des Vereins Hatun und Can Spenden erschlichen und veruntreut haben soll, gegen einen Hauptbelastungszeugen vorgehen.

Der Mann, der Udo D. zeitweilig chauffierte, sei eine „durch und durch kriminelle Person“, sagte Hubert Dreyling am Freitag kämpferisch. Er werde Strafanzeige erstatten, kündigte der Anwalt an. Der „Kronzeuge der Staatsanwaltschaft“ habe Udo D. wiederholt bedroht und Geld verlangt.

Der ehemalige Kraftfahrer des Vereinschefs hatte im Ermittlungsverfahren von Luxus und auch Bordellbesuchen auf Kosten der Spendengelder gesprochen. Für den Verteidiger dagegen steht fest, dass der Mann dies „aus Gehässigkeit gegenüber Udo D.“ tat. Der Mann sei völlig unglaubwürdig. Wie andere Helfer – meist Hartz-IV-Empfänger – habe auch der damalige Fahrer für seine Tätigkeit vom Vereinschef etwas Geld bekommen. Auf Antrag von Dreyling wurde das Strafregister des Zeugen verlesen. Zehn Einträge kassierte der Mann bereits, darunter wegen Betruges, Drogenhandels, Körperverletzung und Vortäuschens einer Straftat. Wann der einstige Fahrer des Angeklagten im Prozess befragt werden soll, ist noch offen.

Die Staatsanwaltschaft wirft Udo D. vor, nach dem „Ehrenmord“ an der Deutsch-Türkin Hatun Sürücü den Verein nur gegründet zu haben, um sich zu bereichern. Der arbeitslose Steuerfachgehilfe aus Neukölln soll zwischen Januar 2007 und April 2010 Spendengelder von mehr als 690 000 Euro erschlichen und teilweise für private Zwecke verwendet haben – unter anderen für eine Luxusreise und einen 63 500 Euro teuren BMW X6.

Die Ermittlungen waren durch eine Anzeige von „Emma“-Chefredakteurin Alice Schwarzer ins Rollen gekommen. Sie hatte 2009 in der RTL-Show „Wer wird Millionär“ 500 000 Euro gewonnen und das Geld dem Verein gespendet. Als Udo D. im März verhaftet wurde, stellten die Ermittler etwa 380 000 Euro sicher. Von Luxus hätten sie bei D. zu keinem Zeitpunkt etwas bemerkt, bekundeten bereits mehrere Zeugen. „Er lieh sich sogar Geld für Zigaretten“, hieß es mehrfach. Mit dem Auto habe man Frauen in Not bei langen Fahrten sicher transportieren wollen, sagte ein Vereinsmitglied. Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt.

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