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15 Sprengsaetze in Prenzlauer Berg entdeckt

© ddp

Prenzlauer Berg: Bomben lagen in der Zwischendecke

Bauarbeiter haben in einem leerstehenden Haus in der Seelower Straße mehrere Sprengsätze entdeckt. Die Bomben ähneln denen, mit denen Peter John Ende November fast seine zwölfjährige Nichte Charlyn tötete. Hatte er sein Sprengstoffversteck in der verlassenen Kita?

Hat der Bombenleger Peter John in der Seelower Straße sein geheimes Sprengstoff-Depot angelegt? Diese Frage stellen sich die Mieter des Hauses und die Polizei. Die gestern gegen 11.15 Uhr gefundenen Sprengsätze sollen denen ähneln, mit denen John seiner Familie nach dem Leben trachtete: Sprengstoff in Blechdosen, mit Plastik umwickelt, mit einem Zünder und nach draußen hängenden Kabeln.

Johns Briefkasten-Bombe, die Ende November fast seine zwölfjährige Nichte Charlyn tötete, bestand aus 70 Gramm eines Sprengmittels, das in eine Konservendose gefüllt war. Mit einer zweiten Bombe wollte John seinen Schwager töten, sie explodierte jedoch nicht. Auch für diese Selbstbaubombe hatte John den Inhalt von Polen-Böllern verwendet, verpackt in einer Bohnen-Dose.

Es sei John zuzutrauen, die seit vielen Jahren leer stehende Wohnung entdeckt und als Versteck und Bastelstube genutzt zu haben, hieß es. Bislang war nur ein in Lichtenberg abgestellter Autoanhänger von der Polizei gefunden worden, in denen John weiteren Sprengstoff versteckt hatte. Der 32-Jährige war, wie berichtet, am 6. Dezember am Ostbahnhof festgenommen worden, sein Versteck, eine Waldhütte in Rahnsdorf, war einen Tag später entdeckt worden. Die Werkstatt, in der John die Sprengsätze zusammenbaute, war bislang nicht gefunden worden.

Der für Sprengstoffverbrechen zuständige Polizeiliche Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen. Auffallend war die Vorsicht, mit der die Sprengsätze gestern Nachmittag abtransportiert wurden. Ein Entschärfer des Landeskriminalamtes in einem gepanzerten Sicherheitsanzug brachte die Gegenstände aus der Parterrewohnung zu einem Spezialfahrzeug, in dem sie erschütterungsfrei zum Sprengplatz im Grunewald transportiert wurden. Die Seelower Straße war während des Einsatzes zwischen Bornholmer und Paul-Robeson-Straße gesperrt.

Ein Zusammenhang mit Peter John wurde von der Polizei offiziell als "Spekulation" bezeichnet. Noch sei die Untersuchung der Sprengsätze durch die Kriminaltechnik jedoch nicht abgeschlossen. Es werde "in alle Richtungen" ermittelt, auch ein terroristischer Hintergrund sei nicht ausgeschlossen.

Die Sprengsätze in der abgehängten Decke der ehemaligen Kindertagesstätte sollen in Plastiktüten mit neueren Werbeaufdrucken verpackt gewesen sein. Dies lässt darauf schließen, dass die Sachen nicht Jahrzehnte dort lagerten. Unklar blieb gestern, wie hoch die Gefährdung der Mieter des Hauses war.

Der Hausmeister berichtete, dass die Eingänge der Parterrewohnung verschlossen gewesen seien. Die Wohnung habe seit mindestens zehn Jahren leer gestanden, hieß es bei der Hausverwaltung. Sie werde derzeit umfassend saniert. Dabei wurden die Zwischendecken aus Rigipsplatten abgerissen. (Ha)

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