zum Hauptinhalt

Prozess: Therapeut steht wegen Mordes vor Gericht

Zwei Patienten starben an einer Drogen-Überdosis. Der Arzt kommt nun vor Gericht. Ihm werden unter anderem versuchter Mord und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen.

Das Pulver war in Gläsern abgefüllt. Sieben der zwölf Patienten, die an jenem Sonnabend an einer Gruppentherapie im Haus des Arztes Garri R. in Hermsdorf teilnahmen, konsumierten die Droge. Die Reaktionen waren verheerend. Zwei Männer starben, mehrere Patienten kamen mit Vergiftungen ins Krankenhaus. Ein halbes Jahr nach der tödlichen Therapiesitzung wird dem 51-jährigen R. ab Donnerstag der Prozess gemacht.

Dem Facharzt für Allgemeinmedizin und Psychotherapie wird versuchter Mord in einem Fall, Körperverletzung mit Todesfolge in zwei Fällen sowie gefährliche Körperverletzung in fünf Fällen vorgeworfen. Ohne vorherige körperliche Untersuchung und Aufklärung über die Risiken habe Garri R. den Opfern, die bereits eine zulässige Substanz eingenommen hatten, hoch dosiertes Ecstasy gegeben. Die Patienten hätten dem Arzt vertraut und das Rauschgift sowie die Dosierung für ungefährlich gehalten.

Garri R. hatte auf einem großen Schild vor seiner Praxis in einer ruhigen Gegend mit vielen Einfamilienhäusern mit einer speziellen und wissenschaftlich nicht anerkannten Methode geworben: "Psycholytische Einzel- und Gruppentherapie". Ziel ist es, Unterbewusstes zu öffnen und Ursachen für Blockaden oder Traumata zu ergründen. "Die Seele zu lösen" verspricht die Methode übersetzt. Als Schlüssel dienen wohl verschiedene Substanzen. Illegale Drogen wie Ecstasy aber sind auch in der Psychotherapie strikt verboten.

Als Patienten nach mehrstündiger Sitzung am Nachmittag des 19. September 2009 zusammenbrachen, ging gegen 15.30 Uhr ein Notruf bei der Feuerwehr ein. In dieser Situation kam es aus Sicht der Staatsanwalt zum versuchten Mord. Der Psychotherapeut habe den lebensbedrohlichen Zustand eines kollabierten Patienten erkannt und dafür gesorgt, dass der 28-Jährige in seine Privaträume gebracht wurde. Das soll er laut Anklage getan haben, um die Entdeckung der vorangegangenen Drogentherapie durch die Rettungskräfte zu verhindern.

Ein Großaufgebot von Sanitätern und Ärzten rückte an. Sie trafen zunächst auf mehrere Männer und Frauen vor dem Haus, die zum Teil aggressiv wirkten. In der Praxis versuchte eine Notärztin vergeblich, einen 59-jährigen Frührentner zu reanimieren. Ein 28-jähriger Student verstarb noch am Tattag in einem Krankenhaus. Laut Anklage konnte nicht nachgewiesen werden, ob er ohne die R. zur Last gelegten Behandlungsverzögerung gerettet worden wäre. Deshalb sei von einem Mordversuch auszugehen.

Garri R. stammt aus Taschkent in Usbekistan. Das Abitur machte er bereits in Deutschland und studierte Medizin. Der hagere Familienvater galt als freundlich und seriös. In ersten Vernehmungen gab er zu, dass bei der Sitzung Drogen im Spiel waren. Die Patienten hätten diese aber eigenverantwortlich eingenommen, soll er erklärt haben. Der Verteidiger sprach nach der Inhaftierung von R. von einer "sehr komplizierten" Rechtslage.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false