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Update

Prozess um Autobrandstifter: Sieben Jahre Haft für Autobrandstifter

Im Prozess um den Brandstifter, der im Sommer 2011 mehr als 100 Autos in Berlin angezündet hat, sieht das Gericht die Schuld des Angeklagten als erwiesen an. Der 28-Jährige habe auch Menschenleben gefährdet.

„Die Autos kamen ihm zum Frustabbau gerade recht“, sagte die Richterin. Sein Frust muss groß gewesen sein: André H. ist für eine beispiellose Brandserie verantwortlich. Innerhalb von zwei Monaten setzte er 86 Fahrzeuge in Brand, auf 16 weitere Autos griffen die Flammen über. Weil er unzufrieden war mit seiner Lebenssituation, weil er Aufmerksamkeit und Spannung suchte. Es ging ihm auch um Rekorde. Ein politisches Motiv gab es nicht. Er richtete einen Millionenschaden an. Das Landgericht verurteilte den 28-Jährigen, zur Tatzeit arbeitslosen Angeklagten am Dienstag zu sieben Jahren Haft.

André H. stand aufrecht im Saal 504. Ein freundliches Lächeln lag auf seinem Gesicht. Fast wirkte er zufrieden. Er gab sich so brav, genügsam und religiös, wie er im Prozess beschrieben worden ist. Seine dunkle Seite lebte der arbeitslose Mann aus Moabit im letzten Sommer aus. „Tagsüber war er sozial engagiert, und nachts versetzte er ganz Berlin in Angst und Schrecken“, sagte der Ankläger, der vor allem Geltungsdrang als Motiv sah. Es waren Taten von „hoher Sozialschädlichkeit“, unterstrich Richterin Ruth Heinen. „Er fand Gefallen daran, mit kleinen, in der Heimlichkeit begangenen Handlungen riesige Effekte zu erzielen.“ Schlauer sein wollte er als die Polizei, öffentliche Aufmerksamkeit erzeugen. „Unfassbar: Einer, der nie zuvor straffällig geworden war“, sagte die Richterin.

Er lebte bis dahin unauffällig in Moabit. Einen Job hatte er nicht und auch keine Beziehung. In einer mormonischen Gemeinde engagierte er sich, aber auch dort soll es nicht mehr so gut gelaufen sein. Er trank nicht, nahm keine Drogen. André H. brauchte nicht viel Mut, um im Schutz der Dunkelheit mit Grillanzünder loszuziehen. Die Spur der Zerstörung war gewaltig. Sie begann am 7. Juni 2011. Er zündelte ganz in der Nähe des Mietshauses, in dem er mit Mutter und Schwester wohnte. Es traf einen 30 000 Euro teuren Audi.

Bis zu zwölf Fahrzeuge in einer Nacht steckte er in den folgenden Wochen in Brand. „Ich wollte Rekorde brechen, und dass es ins Fernsehen kommt“, sagte er bei der Polizei. Auch Sozialneid spielte eine Rolle: „Ich fand es ungerecht, dass sich andere teure Autos leisten können und ich Schulden habe.“ Mehrmals brachte er Menschen in Gefahr. Einmal griffen die Flammen auf den Dachstuhl eines Hauses über. Die vier Bewohner konnten sich in Sicherheit bringen. In einem anderen Fall musste nach starker Rauchentwicklung ein Seniorenheim evakuiert werden.

Bis zu 15 Jahre Haft drohten dem Serientäter. Dass es bei sieben blieb, ist auf sein Geständnis zurückzuführen. Hätte André H. in ersten Befragungen bei der Polizei nicht überraschend gestanden, „wäre die Akte wohl geschlossen worden“, sagte Oberstaatsanwalt Matthias Weidling. Es gab keine DNA-Spuren, keine Fingerabdrücke, keine Augenzeugen. Weidling lobte die Arbeit der Polizei. H. war von Überwachungskameras auf U-Bahnhöfen gefilmt worden. Vier Mal in der Nähe von Tatorten. Ende August identifizierten Polizisten, die die Bilder gesehen hatten, André H. zufällig auf der Straße.

Er gab sofort 67 Taten zu, später weitere. „Der Wert des Geständnisses ist extrem hoch“, sagte Richterin Heinen. Auch seine Reue sei glaubwürdig. Vor der Urteilsverkündung bat H noch einmal um Vergebung: „Ich habe verabscheuungswürdige Dinge gemacht.“ Acht Jahre Haft hatte der Ankläger beantragt, der Verteidiger Mirco Röder eine gerechte Bestrafung. Der Brandstifter verzichtete auf Rechtsmittel und nahm das Urteil an.

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