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Die Anklage geht von Totschlag aus.

© imago/U. J. Alexander

Prozess um tödlichen Streit unter Brüdern: „Ich wollte ihn nicht töten, ich hatte keinen Grund“

Jonny K. soll seinem Bruder Phil ein Küchenmesser in die Brust gerammt haben. Es war ein Unfall, beteuert der Angeklagte vor Gericht in Berlin.

Sie hatten sich wie so oft bei ihrem Vater getroffen, um gemeinsam zu zechen: Nach einem tödlichen Streit unter Brüdern in einem Plattenbau in Hellersdorf steht der 24-jährige Jonny K. vor dem Landgericht.

Er soll seinem drei Jahre älteren Bruder Phil ein Küchenmesser in die Brust gerammt haben. Die Anklage geht von Totschlag aus. Jonny K. wies den Vorwurf am Dienstag zurück. Es habe ein Gerangel gegeben. „Der Stich war ein Unfall“, sagte der Angeklagte.

Eine Kain-und Abel-Geschichte, bei der der eine Bruder den anderen aus Hass und Eifersucht erschlägt? Jonny K. schilderte es anders. Er und Phil seien bereits stark angetrunken zum Vater gefahren. Er habe auch Cannabis konsumiert und andere Drogen, so der Angeklagte.

„Wir tranken weiter.“ Bier, Wein, Schnaps. Um 0.55 Uhr soll es am 16. Juni 2020 schließlich zu einem Streit gekommen sein. Sie hätten kurz zuvor den 25-jährigen Bruder aus der Wohnung geworfen - wegen einer Sauerei im Schlafzimmer. Phil und er hätten dann im Flur gestanden. „Plötzlich war da ein Küchenmesser, wir rangelten darum.“

Ein Stich traf den 27-jährigen Phil K., verletzte den rechten Lungenflügel und das Herz. „Ich rief sofort die Feuerwehr“, beteuerte der Angeklagte. Sein Bruder verstarb einige Stunden später in einem Krankenhaus.

Nach der Tat versteckte sich Jonny K.

Weshalb hatten sie gestritten? „Ich weiß nicht, was der Anlass war“, erklärte der 24-Jährige. Hatte Phil etwas gemacht, das ihn ärgerte? „Nein, da war nichts“, sagte der Angeklagte.

„Ich wollte ihn nicht töten, ich hatte keinen Grund, er war gut zu mir, eine Bezugsperson.“ Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass er den Tod des Bruders „zumindest billigend in Kauf nahm“.

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Nach dem Messerstich im vierten Obergeschoss versteckte sich Jonny K. zunächst. „Ich verstecke mich generell“, sagte er nun. Der Richter konfrontierte ihn mit der Aussage einer Nachbarin. Sie will gehört haben, wie der Angeklagte nach dem Stich rief: „Es tut mir leid, aber ich habe dich gewarnt.“

Jonny K. zuckte mit den Schultern: „Ich weiß nicht, ob ich das sagte, aber ich habe mich häufig entschuldigt.“ Er sei „total geschockt“ gewesen, als er das Blut sah.

Ob er in Vaters Wohnung „auf Chef“ machte, wollte der Vorsitzende Richter wissen. Der Angeklagte schüttelte den Kopf. „Nein, ich bin aber derjenige, der auf Sauberkeit achtet.“ Seit rund fünf Monaten befindet sich Jonny K. in Untersuchungshaft. Der Prozess geht Donnerstag weiter.

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