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Steffen Reiche

© dpa

SPD-Politiker vor Gericht: Wo stand das Bein von Steffen Reiche?

Prominenter Besuch im Amtsgericht Tiergarten: Der SPD-Bundestagsabgeordnete Steffen Reiche sitzt am Montag auf der Anklagebank. Er soll versucht haben, einer Stewardess ein Bein zu stellen. Doch Reiche bestreitet. Acht Zeugen marschierten auf, um über Reiches Fußstellung Auskunft zu geben.

Die Erinnerungen an das "Beinverhalten" des SPD-Bundestagsabgeordneten Steffen Reiche auf einem Rückflug von Brüssel nach Berlin gingen auseinander. "Die Füße hatte er dort, wo sie hingehören - unter dem Vordersitz", sagte ein Zeuge. "Ein Bein hatte er in den Gang gestellt und dann angehoben, um meine Kollegin zu ärgern", erklärte hingegen ein Steward. Reiche selbst beteuerte gestern vor dem Amtsgericht, dass er seine Beine in Richtung Mittelsitz gerichtet hatte. Den Vorwurf, er hätte einer Stewardess absichtlich ein Bein gestellt, bestritt er nachdrücklich: "Es ist hundert Prozent ausgeschlossen."

Reiche fordert Freispruch

Es war der Abend des 12. Januar 2007. Der 48-jährige Reiche und weitere SPD-Parlamentarier kamen von einer Klausurtagung. Der Flug SN 2589 nach Tempelhof begann für den Theologen und früheren brandenburgischen Bildungsminister mit Ärger: Es gab keine deutsche Zeitung. Da soll es zu einem ersten Disput mit Stewardess Natascha O. gekommen sein. Wenig später durfte Reiche, der in der Economyklasse saß, nicht zur Toilette in der Businessklasse. Die Flugbegleiterin verwehrte ihm den Zugang aus Sicherheitsgründen, weil auch der frühere Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) Business flog.

Reiche will sich danach über den Gang hinweg mit dem Potsdamer Klimaforscher Ottmar Edenhofer unterhalten haben. Doch Auseinandersetzungen mit der Stewardess habe es nicht gegeben, erklärte er. Weil es für ihn, der 1,86 Meter groß ist, mit den Beinen im Flieger recht eng ist, habe er sie "nach innen gerichtet, wo freie Plätze waren". Er könne nicht ausschließen, dass er die Füße mal zur Erholung ausstreckte. "Aber es kam zu keinem Zeitpunkt zu einer Berührung." Reiche hatte gegen einen Strafbefehl über 3000 Euro Einspruch eingelegt und so für den Prozess gesorgt. Aus seiner Sicht kann es nur eine Entscheidung geben: Freispruch.

Der Prozess wird im Januar fortgesetzt

Acht Zeugen, darunter vier SPD-Parlamentarier, marschierten am ersten Verhandlungstag auf. "Wäre die Stewardess gestolpert, hätte ich das wahrnehmen müssen", erklärte Klimaforscher Ottmar Edenhofer. Einzig der Steward will beobachtet haben, dass sich Reiche "während des ganzen Fluges unangenehm gegenüber Frau O. verhalten hat". Allerdings nicht aggressiv, sondern "triezig". Auf Natascha O. wartete das Gericht vergeblich. Die 37-jährige Belgierin soll in dem Prozess um versuchte Körperverletzung nun am 26. Januar befragt werden.

Kerstin Gehrke

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