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Tempelhof-Besetzung: Flaschenwerfer zu Haftstrafe verurteilt

Er hatte auf der Demonstration für die öffentliche Nutzung des Tempelhofer Flughafens eine volle Plastikflasche auf einen Beamten geworfen, um eine Festnahme zu stören. Nun muss der 29-Jährige für sechs Monate hinter Gitter.

Eine Plastikflasche hatte er bei der gescheiterten Besetzung des Flughafens Tempelhof auf einen Polizisten geworfen. Das sei doch nicht so schlimm, sagte Sebastian S. kurz nach dem Vorfall. Vor Gericht sprach der 29-jährige Mann aus Friedrichshain gestern von einer „Affekthandlung“. Als es zu Tumulten kam und die Polizei „etwas grober“ vorgegangen sei, habe er „reflexartig“ die noch nicht geleerte Bierflasche geworfen. Doch er stand unter Bewährung, warf aus kurzer Distanz und mit Wucht. Die Strafe fiel deutlich aus: sechs Monate Gefängnis.

Unter dem Motto „Tempelhof für alle“ hatten linke Gruppen zum Protest am acht Kilometer langen Zaun rund um den stillgelegten Airport aufgerufen. Mehr als 3000 Demonstranten waren am 20. Juni gekommen. Die Polizei war mit rund 1500 Beamten im Einsatz, um die geplante Besetzung zu verhindern. „Ich war mir Freunden dort“, sagte der Angeklagte. Es sei ein schöner Nachmittag gewesen. Gegen 17 Uhr aber warf er die Flasche. Alkohol mache ihn „leicht erregbar“, meinte S. nun. „Ich wollte auf keinen Fall Polizisten verletzen.“

Sebastian S. traf einen Beamten am Oberkörper. Nach dessen Aussage befand sich der Angeklagte beim Wurf aber nicht in einer „gewalttätigen Menge“. Der Vorwurf des Landfriedensbruchs war damit vom Tisch. S. wurde des Widerstands und der versuchten Körperverletzung schuldig gesprochen. Bewährung war aus Sicht der Richter nicht mehr drin. Ebenfalls angetrunken hatte er vor knapp zwei Jahren einen 73-jährigen Mann zusammengeschlagen. Ihm droht nun ein Widerruf der damals verhängten Bewährungsstrafe von 18 Monaten. K.G.

Kerstin Gehrke

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