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Verwahrlosung: Kinder im Müll - Bewährungsstrafe für Paar aus Pankow

Ein Gericht hat eine Mutter und ihren Lebensgefährten zu sechs Monaten Haft auf Bewährung und 100 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt. Die Zwillingsbabys der Frau lebten in der Wohnung wie auf einer "Müllhalde".

Das Amtsgericht Tiergarten verurteilte die 23-Jährige Mutter und ihren 45-jährigen Partner aus Pankow wegen gesundheitsgefährdender Vernachlässigung ihrer drei Monate alten Kinder. "Die Wohnung war eine Müllhalde, die Kinder hätten krank werden können", sagte der Richter in der Urteilsbegründung vor dem Amtsgericht Berlin-Tiergarten. Der Partner der Frau ist nicht der Kindsvater. Das arbeitslose Paar muss außerdem hundert Stunden gemeinnützige Arbeit leisten.

Nach Überzeugung des Gerichts waren die junge Mutter und ihr Freund mit den Kindern überfordert. Daher wurden sie auch nicht wegen
Misshandlung von Schutzbefohlenen verurteilt. Beide Angeklagte gaben an, dass ihnen die Situation über den Kopf gewachsen sei. Einerseits habe sie professionelle Hilfe annehmen wollen, andererseits eine "Bloßstellung" befürchtet, sagte die Mutter aus. Irgendwann sei dann alles liegen geblieben. Der Richter hielt den Angeklagten vor, wenn man seine Kinder nicht erziehen könne, müsse man das Jugendamt um Hilfe bitten. Kinder hätten ein Recht darauf, geordnet aufzuwachsen und nicht auf einer Müllhalde. Ein drittes Kind der Frau lebt beim leiblichen Vater.

Zwischen Müll und Zigarettenkippen

Im Dezember 2006 hatten die Behörden die Mädchen aus der völlig verdreckten Pankower Wohnung befreit. Neben verschimmelten Lebensmitteln, verschmutztem Geschirr und dreckiger Kleidung war die Wohnung mit Müll und Zigarettenkippen übersät. Kinderpflegeprodukte fehlten. Nur mit einer Windel bedeckt, hatte ein Säugling im Kinderautositz, der andere in einem unbezogenen Reisebett gelegen.

Eine Kinderärztin vom Pankower Gesundheitsamt erinnerte sich vor Gericht an den apathischen Zustand der Säuglinge, die für ihr Alter "unterernährt" waren und an den "stechend, sehr übelriechenden Gestank", der bereits aus der Wohnungstür drang. Die Zwillinge leben mittlerweile bei Pflegeeltern.  (küs/dpa/ddp)

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