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Berlin: Polizei sichert Beerdigung

100 Beamte kontrollieren die Beisetzung einer Türkin, die ihren Freund erschossen hatteRainer W. During Wo sonst Trauer, Zurückhaltung und die Farbe Schwarz überwiegen, dominierten gestern Aufregung und Grün: Ein Großaufgebot von rund 100 Polizeibeamten sicherte gestern vormittag die Beerdigung der 23jährigen Belgin C.

100 Beamte kontrollieren die Beisetzung einer Türkin, die ihren Freund erschossen hatteRainer W. During

Wo sonst Trauer, Zurückhaltung und die Farbe Schwarz überwiegen, dominierten gestern Aufregung und Grün: Ein Großaufgebot von rund 100 Polizeibeamten sicherte gestern vormittag die Beerdigung der 23jährigen Belgin C. auf dem Gatower Landschaftsfriedhof. Die junge Türkin hatte Ende Dezember ihren 28 Jahre alten Freund Sayder E. in einem Studentenwohnheim in der Schöneberger Ahornstraße erschossen und sich anschließend selbst getötet. Die Kripo befürchtete während der Trauerfeierlichkeiten einen Racheakt an den Angehörigen der jungen Frau.

Offensichtlich hatte die Polizei erst kurzfristig von der Brisanz der Beisetzung erfahren. "Wir hatten Erkenntnisse, die uns zu diesem Einsatz veranlasst haben", sagte der Leiter der Polizeidirektion 2, Gerhard Kilian. Dem Vernehmen nach hatte es Hinweise auf eine Drohung gegeben. Kurz nach neun Uhr waren daraufhin insgesamt 24 Einsatzfahrzeuge mit Blaulicht und Sirene zu dem Friedhof gerast, der seit 1988 auch über einen islamischen Teil verfügt. Bereits vor Jahresfrist war es hier in einem ähnlich gelagerten Fall zu tätlichen Auseinandersetzungen gekommen. Deshalb wollte man gestern kein Risiko eingehen.

"Wir sind doch alle zivilisierte Menschen", sagte ein Teilnehmer der Trauerfeier. Ein anderer begrüßte den Polizeischutz. 100 Beamte riegelten den Friedhof ab, am Eingang mußten sich die knapp 200 Trauergäste genauer Kontrollen unterziehen. Die Beamten durchsuchten mitgeführte Taschen und überprüften nicht nur die Personen, sondern auch Kränze und Grabsträuße mit Metallsonden auf versteckte Waffen. Selbst ein Kinderwagen wurde peinlich genau untersucht. Erst nach längeren Erklärungen durfte ein Mann eine zum Zeremoniell benötigte Schere mit auf das Gelände nehmen. In dem weitläufigen Gelände war eine Vielzahl weiterer Beamter verteilt, die jede Bewegung beobachteten. Bevor sich hinter dem Sarg der Trauerzug zum Grab in Bewegung setzte, ließ die Polizei zusätzlich Hundeführer aufmarschieren, die das Geschehen aus gebührender Entfernung sicherten. Gegen zwölf Uhr endete die Beisetzung dann ohne Zwischenfälle.

Für die Mordkommission ist der Fall abgeschlossen. Nach den Ermittlungen gilt als erwiesen, dass Belgin C. zunächst den Sozialpädagogik-Studenten Sayder E. getötet hat. Danach erschoss sich die Arzthelferin selbst. "Die Spurenbilder lassen keinen Zweifel offen", so ein Beamter. Am Silvestertag waren die beiden Leichen gefunden worden. Hintergrund des Dramas soll die Absicht des Mannes gewesen sein, sich von der jungen Frau zu trennen.

Rainer W. During

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