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Berlin: Positive Bilanz trotz Lücken - 590 Ärzte und 18 000 Versicherte dabei

Ein kleines Stück der geplanten rot-grünen Gesundheitsreform wird mit dem Berliner Modell "Praxisnetz" bereits seit zwei Jahren erprobt, die Initiatoren zogen am Dienstag eine überwiegend positive Bilanz. 590 Ärzte und rund 18 000 Versicherte der Techniker-Krankenkasse sowie von 17 Betriebskassen nehmen an dem Versuch derzeit teil.

Ein kleines Stück der geplanten rot-grünen Gesundheitsreform wird mit dem Berliner Modell "Praxisnetz" bereits seit zwei Jahren erprobt, die Initiatoren zogen am Dienstag eine überwiegend positive Bilanz. 590 Ärzte und rund 18 000 Versicherte der Techniker-Krankenkasse sowie von 17 Betriebskassen nehmen an dem Versuch derzeit teil. Kern des Netzes sind eine enge Kooperation der Ärzte, Praxiszeiten bis 22 Uhr und an Wochenenden sowie abgestimmte Therapie-Leitlinien etwa bei Zuckerkrankkeit, Rückenschmerzen oder Herz-Rhythmus-Störungen. Teilnahmeberechtigt sind alle 6000 Kassenärzte der Stadt sowie rund 500 000 Versicherte der Netz-Kassen.

Im Vergleich zu Kosten, die "normale" Kassenpatienten verursachten, habe man mit dem Netz im Jahre 1998 rund 630 000 Mark gespart, sagte Sabine Richard vom Bundesverband der Betriebskrankenkassen. Diese Summe entspreche 4,3 Prozent des Netzbudgets von 14,6 Millionen Mark. Die Einsparungen flossen zum Teil als Bonus von bis 120 Mark an die Versicherten zurück, zudem profitierten Ärzte mit höheren Honoraren je abgerechneter Leistung. Von "virtuellen" Gewinnen sprach hingegen Dusan Tesic, Hauptgeschäftsführer der Kassenärztlichen Vereinigung. Wenn Netz-Versicherte mehr Leistungen beanspruchten, wie sich dies in diesem Jahr abzeichne, könnten Netz-Ärzte am Ende sogar weniger Honorar bekommen als ihre Kollegen. Skeptiker unter den Kassenärzten halten Praxisnetze für gefährlich, da die freie Arztwahl eingeschränkt werde und sich bestimmte Gruppen Marktvorteile verschafften.

Für den Spandauer Internisten Rüdiger Dreykluft, Sprecher der Netzärzte, ist bessere Qualität der ambulanten Medizin entscheidendes Ziel: weg vom Einzelkämpfer hin zum Teamarzt, der sich mit Kollegen verschiedener Fachgebiete regelmäßig austauscht. Für Patienten sei die größere Präsenz der Ärzte auch zu ungünstigen Zeiten ein großer Vorteil. Da das Praxisnetz jedoch in Bezirken wie Pankow, Prenzlauer Berg, Köpenick, Tiergarten oder Zehlendorf noch recht lückenhaft ist und in den elf Netzregionen teilweise Kinderärzte oder Gynäkologen ganz fehlen, suchen rund 60 Prozent der Versicherten auch Ärzte außerhalb des Netzes auf. Einen Bonus gibt es indes auch bei Netz-Untreue.

bk

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