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Information und Mahnung. An vielen Orten der Stadt werden bald Litfaßsäulen aufgestellt. Sie erinnern an Berliner, die  Opfer der Nazis wurden. 

© dpa

Präsentation einer Veranstaltungsreihe für 2013: Berlin erinnert an die ersten Jahre der Nazi-Herrschaft

Vor 80 Jahren wurde Hitler zum Reichskanzler ernannt. Vor 75 Jahren brannten Deutschlands Synagogen. Hundertundzwanzig Berliner Institutionen und Vereine in Berlin kooperieren 2013 für ein ganzjähriges Jahresprogramm: "Zerstörte Vielfalt" soll zeigen, wie die deutsche Gesellschaft "gleichgeschaltet" wurde.

Am Pariser Platz stehen im Rieselschnee zwölf Litfaßsäulen. Ihre Plakate zeigen unter dem Titel „Zerstörte Vielfalt“ große Schwarz-Weiß-Porträts von Berlinern, die nach dem 30. Januar 1933 diskriminiert, vertrieben, ermordet wurden. Nebenan, im Liebermann-Haus der Stiftung Brandenburger Tor, präsentiert Kultursenator Klaus Wowereit, etwas BER-zerknautscht, aber engagiert, einen Veranstaltungszyklus 2013, den zwei Daten bestimmen: der 80. Jahrestag der Machtübergabe an die Nationalsozialisten und die 75. Wiederkehr des Datums der Pogrome vom November 1938. Der Regierende erklärt den Ort der Pressekonferenz: Verweist auf jenen Fackelzug durchs Tor, der Hitlers Ernennung zum Kanzler feierte, sowie auf den Kommentar des Anwohners und Präsidenten der Akademie der Künste, Max Liebermann, so viel könne er nicht essen, wie er kotzen möchte. Mit „Zerstörte Vielfalt“ stelle man sich „der Verantwortung aus der Geschichte“. Man wolle zeigen, wie vital international Berlin vor 1933 gewesen sei, „Ursachen“ der folgenden Zerstörungen erkennen, Erinnerung an vergessene Menschen im Stadtbild sichtbar machen. Und fragen, wie es mit der wiedergewonnenen Vielfalt „weitergeht“.

Christine Fischer-Defoy vom Aktiven Museum spricht für jene 120 Projektpartner, Vereine, Institutionen, die den Reigen der Ausstellungen, Aufführungen, Lesungen, Konzerte, Workshops und Online-Foren realisieren. 1983 habe den Senat ein Gedenken zum 30. Januar 1933 nicht interessiert, damals hätten 40 freie Initiativen solch eine Veranstaltungsreihe gestemmt. Nun sei die Kulturverwaltung der Initiator, Anschubetats kommen von der Lottogesellschaft und dem Hauptstadtkulturfonds. Ab Ende Januar werde außer der Ausstellung „Zerstörte Vielfalt. 1933 –1938“ im Deutschen Historischen Museum sukzessive ein breites Spektrum an Themen-Aspekten, erforscht und vermittelt durch ehrenamtliche Aktivisten, stadtweit angeboten. Von wenig beachteten Opfergruppen wie behinderten Kindern, jüdischen Psychiatrie-Patienten, schwarzen Berlinern und verfolgten „Asozialen“ werde berichtet, von unbekannten Tatorten wie dem Hotel Bogota und dem leer stehenden Haus Fontanestraße 15, wo jüdische Zwangsarbeiter vermittelt wurden. Apps und Websites fokussieren das Thema im Netz.

Plakatsäulen vom Pariser Platz (sowie weitere ihrer Art) werden in anderen Quartieren platziert und, das wünscht sich Moritz von Dülmen (Koordinationsbüro Kulturprojekte), auch für Nicht-Museumsgänger „der Erinnerung Gesicht geben“.

Mehr zu „Zerstörte Vielfalt“: www.berlin.de/2013

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